Holzbau

Mit Laubhölzern wie Buche und Eiche statt mit Fichte bauen

Früher waren Laubhölzer wie Eichen im Holzbau nichts Ungewöhnliches.
Früher waren Laubhölzer wie Eichen im Holzbau nichts Ungewöhnliches. Getty Images (Matt Anderson Photography)
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Noch ist in Mitteleuropa die Fichte das Material der Wahl. Durch den Klimawandel kommt es aber zum Umbau der Wälder: Erfahrungen mit Laubbäumen als Werkstoff sind rar. Ein Forschungsprojekt widmet sich deshalb dem Potenzial dieser heimischen Bäume für die Bauwirtschaft.

Die neue Waldstrategie der EU, die europäische Wälder besser an das trockenere Klima der Zukunft anpassen will, ist auch für Österreich unzweifelhaft relevant. Besonders in niederschlagsärmeren Gebieten, wie etwa dem Wald- und Weinviertel oder dem Burgenland, wird es andere Baumarten brauchen. „Durch den fortschreitenden Klimawandel kommt es speziell im Osten zum flächigen Absterben von Nadelholzbeständen, allen voran der Fichte“, sagt Andreas Neumüller von der Holzforschung Austria (HFA), einer außeruniversitären Forschungs-, Prüf- und Zertifizierungsstelle für den Holzsektor, die Teil des ACR-Netzwerks ist. Gleichzeitig wisse man, dass einige Laubholzarten, speziell die Eiche, resistenter gegen Trockenheit seien als verschiedene Nadelholzarten. „Daher wird es zum klimabedingten Umbau großer Waldflächen kommen und, damit einhergehend, zur Zunahme des Laubholzanteils in Mitteleuropa, um, wie in der Waldstrategie festgehalten, resiliente und multifunktionale Waldökosysteme zu gewährleisten.“

Ein HFA-Forschungsprojekt lotet nun neue Möglichkeiten aus, um heimisches Laubholz, v. a. Buche und Eiche, vermehrt auch als Werkstoff für die Baubranche einzusetzen. „Das würde ganz dem Green Deal der EU entsprechen“, so Neumüller, der den Forschungsbereich Bauprodukte leitet.

Neues Material, neue Verarbeitung

Ziel ist, ein neues Verarbeitungsverfahren für Laubholz zu finden. Der Schlüssel dazu wären sogenannte Stablamellen als neuartiges Ausgangsmaterial, aus dem Brettschichtholz und Brettsperrholz für Tragekonstruktionen (auch in Hybridausführung als Nadel/Laubholz-Kombination) hergestellt werden könnte. „Bei Stablamellen werden verklebte Balkenquerschnitte wieder in Lamellendimensionen aufgetrennt. Dadurch entstehen kleine Einzelquerschnitte der ursprünglichen Vollholzlamelle. Ein großer Ast zum Beispiel, der bei der Vollholzlamelle über die Hälfte der Querschnittsfläche reicht, macht in der Stablamelle maximal den Querschnitt eines Stabes aus.“ Von diesem Umstand erhoffen sich die Forscher wesentliche Vorteile: Einerseits sollte es die Festigkeit des Produkts erhöhen, andererseits das „Arbeiten“ des Holzes, fachsprachlich Quell- und Schwindverhalten genannt, vermindern.

In früheren Jahrhunderten sei es nichts Ungewöhnliches gewesen, Laubhölzer im konstruktiven Holzbau einzusetzen, so Neumüller, etwa Eichenholzbalken bei der Konstruktion von Fachwerkbauten. Im letzten Jahrhundert habe sich jedoch aufgrund der hohen Verfügbarkeit, der guten Verarbeitbarkeit und der einfachen Verklebung das Nadelholz im Bauwesen durchgesetzt. „Sowohl die normativen Grundlagen als auch die gesamte Herstellungstechnologie sind heutzutage ausschließlich auf die Verarbeitung von Nadelholz ausgerichtet.“

Daher seien auf europäischer Ebene keine harmonisierten Produkt- und Produktionsnormen für verklebte Laubholzprodukte in tragenden Konstruktionen vorhanden. „Deshalb sollen mit den Projektarbeiten auch die Grundlagen für den vermehrten Einsatz von Laubholz im Bauwesen geschaffen werden.“

Schlankere Konstruktionen

Würde der Plan der Forscher aufgehen, stünde dem Bausektor mittelfristig mehr Holz als Rohstoff zur Verfügung. Zum anderen hätten die Bauteile durch Stablamellen bessere Eigenschaften. „Die höhere Festigkeit spielt zum Beispiel bei weit gespannten Tragkonstruktionen eine Rolle“, so Neumüller. „Durch die höhere Festigkeit könnten sie schlanker dimensioniert werden.“ Auch die Rollschubfestigkeit bei flächigen Bauteilen könnte erhöht werden, also das Standhalten von Holz bei einer Schubbeanspruchung, die quer zur Faser verläuft. Sollte dieser Mehrwert gegenüber Standardprodukten darstellbar sein, wäre dies die Basis für die wirtschaftliche Umsetzbarkeit.

Das in diesem Jahr gestartete Projekt wird aus Mitteln des Waldfonds (einer Förderschiene des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft) finanziert und im Rahmen des Programms „Think.Wood“ der Österreichischen Holzinitiative durchgeführt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.09.2022)

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