Sie begeisterte die Welt für die Tudor-Zeit, erhielt zwei Mal den Booker-Preis. Zum Tod einer großen Britin, die zuletzt nicht mehr Britin sein wollte.
„Esst Fleisch. Trinkt Blut. Steht mitten in der Nacht auf, stecht euch in die Fingerspitzen und benutzt das Blut als Tinte“. Das riet Hilary Mantel Menschen, die Schriftsteller sein wollen. Sie hat selbst nach dieser Devise gelebt, hat sich immer wieder zum Schreiben durchgekämpft, trotz jahrzehntelangen Leidens an der Krankheit Endometriose, die – in Mantels Worten – ihr Leben „verwüstete“. Nun ist die britische Autorin mit 70 Jahren an einem Schlaganfall gestorben.
Ihrem unverwüstlichen Schreibtrieb verdanken wir die von 2009 bis 2020 erschienene monumentale Tudor-Trilogie, die sie zur gleich zweimaligen Trägerin des Booker Prize machte, eine absolute Rarität in der Geschichte dieses Preises. Schon 1992 jedoch veröffentlichte Mantel den großartigen historischen Roman „Brüder“ über drei Hauptfiguren der Französischen Revolution, Danton, Robespierre und Camille Desmoulins. Außerdem hat sie eine der besten Autobiografien der letzten Jahrzehnte hinterlassen: „Von Geist und Geistern“, die leidvolle Seelengeschichte eines frühreifen Kindes, das „nicht zum Kindsein geboren war“. Dazu weitere Romane wie ihr Debüt „Jeder Tag ist Muttertag“, das 2018 Wiener Gratisbuch war, und Erzählungen wie die bitterböse, von politischem Zorn getriebene Geschichte „Die Ermordung Margaret Thatchers“.