Junge Forschung

Cholesterin und Kaspressknödel

Egon Demetz widmet seine Forschung der Todesursache Nummer eins in Europa, Arterienverkalkungen und ihren Folgen.
Egon Demetz widmet seine Forschung der Todesursache Nummer eins in Europa, Arterienverkalkungen und ihren Folgen. Thomas Steinlechner
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Der Molekularbiologe Egon Demetz forscht in Innsbruck an einem Schutz vor Atherosklerose. Wenn er gerade nicht im Labor steht, radelt er durch die Berge.

Hört man Egon Demetz von seiner Forschung erzählen, klingt er fast wie ein Künstler. Er spricht von Kreativität und Teamwork, davon, Dinge auszuprobieren und Dogmen zu hinterfragen. Man erkennt es sofort: Der 40-Jährige ist Wissenschaftler aus Leidenschaft. Sein Ziel ist nichts Geringeres als ein Mittel gegen die im Volksmund auch als „Verkalkung“ bekannte Gefäßkrankheit Atherosklerose. In seiner Freizeit ist der gebürtige Südtiroler in den Bergen unterwegs. „Während man auf einem Mountainbike-Trail den Berg runterrauscht, kommt man auf die besten Ideen“, ist er überzeugt.

Nach seinem Diplomstudium in Molekularbiologie schloss Demetz sich an der Med-Uni Innsbruck mit dem Mediziner Ivan Tancevski zusammen, um gemeinsam das Thema Atherosklerose anzugehen. Zusammen ergaben die beiden Fachrichtungen ganz neue Sicht- und Herangehensweisen – eine Synergie, die für Demetz Gold wert war, in „einer Wissenschaft, in der man leider oft mit Scheuklappen unterwegs ist“, wie er sagt. Vor Kurzem wurde Demetz für seine Forschungsarbeit mit dem Liechtenstein-Preis ausgezeichnet, einer der renommiertesten Auszeichnungen der Innsbrucker Unis.

Dogmen nicht einfach akzeptieren

Dass der Molekularbiologe ausgerechnet in der Atherosklerose-Forschung landete, liegt an ihrer hohen Relevanz in unserer Gesellschaft. „Die Atherosklerose und ihre Folgen sind die Todesursache Nummer eins – zumindest in Europa“ so Demetz. Schuld an den Verkalkungen der Gefäße ist zu einem Großteil das Cholesterin. Und das wiederum hängt unter anderem mit dem Lebensstil zusammen, sprich mit falscher Ernährung und zu wenig Bewegung. Ein Medikament, das vor allem das sogenannte schlechte LDL-Cholesterin verlässlich senkt, könnte somit auch das Risiko für Atherosklerose drastisch verringern.

Die heiße Spur zu einem solchen Therapieansatz lieferte ausgerechnet die Erbkrankheit Hämochromatose. Davon Betroffene speichern zu viel Eisen im Körper. „Als wir unsere Forschung damals begannen, war der Zusammenhang zwischen dem Eisenstoffwechsel und dem Cholesterinstoffwechsel vollkommen unklar. Niemand wusste, ob viel Eisen nun gut oder schlecht ist in Hinblick auf Atherosklerose“, sagt Demetz. Das wollte er ändern. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen züchtete er genetisch veränderte Mäuse mit besagter Eisenspeicher-Krankheit. Sie erhielten das unerwartete Ergebnis: Die mit Eisen gefütterten Hämochromatose-Mäuse hatten weniger Atherosklerose als die gesunden Vergleichstiere.

„Den Versuch haben wir zuerst gleich einmal wiederholt, weil wir dachten, wir hätten einen Fehler gemacht“, erzählt der Molekularbiologe. Die Ergebnisse blieben dieselben. Inzwischen konnten Demetz und seine Kollegen einen direkten Zusammenhang zwischen dem Eisen- und dem Cholesterinstoffwechsel nachweisen.

Erfahrung des Scheiterns teilen

Dankbar ist Demetz für die offene Haltung des Leiters des Labors, Günter Weiss. „Er hat alles unterstützt, was wir vorhatten. Manchmal ging's gut, manchmal nicht. Aber auch das gehört zur Wissenschaft dazu.“ Dass ihm dabei ähnliche Fehler passiert sind wie mit Sicherheit anderen Forschenden vor ihm auch, ist in seinen Augen eines der größten Probleme der Wissenschaft: „Jeder will erfolgreich sein, selten veröffentlicht jemand negative Ergebnisse. Das bedeutet aber, dass Erfahrungen des Scheiterns nicht mit anderen geteilt werden und jeder unwissentlich die Fehler der Vorgänger wiederholt.“

Das Leben eines Wissenschaftlers ist mitunter ein hartes. Helfen können Leidenschaften abseits von Mikroskopen und Petrischalen: Neben seiner Arbeit im Labor betreibt Demetz die Website www.kaspressknoedel.com, wo er Mountainbike-Touren durch die Alpen sammelt – inklusive kulinarischer Bewertung der auf den passierten Hütten servierten Kaspressknödel. Und weil man sich dafür erst ordentlich abstrampeln muss, ist dann auch das Cholesterin in den Knödeln kein Problem mehr.

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