Literatur

Mit dem Porsche fing alles an

Autor Jan Faktor während eines Fotoshootings in Berlin
Autor Jan Faktor während eines Fotoshootings in BerlinImago stock&people
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Jan Faktors „Trottel“ hat es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft: Ein Ungeheuer von Roman, das mit Anekdoten aus der Welt von gestern jongliert und all das Vergangene so durch die Luft wirbelt, dass die Tragödie darin verdrängt wird.

Wenn wir jemanden einen Trottel nennen, haben wir meist einen plausiblen Grund. Aber nun liegt ein Buch vor uns mit dem Titel „Trottel“. Wünschen sich Verleger und Buchhändler nicht immer diese durch und durch superpositiven, den Kauf befördernden Titel? Trottel, das ist doch negativ! Trottel, das sind Zigarettenraucher im strohtrockenen Wäldchen, SUV-Fahrer in den Gassen der Wiener Innenstadt oder lautstarke Dauertelefonierer in der Railjet-Ruhezone. Man kann auf sehr viele Weisen ein Trottel sein. Peter Wehle („Sprechen Sie Wienerisch?“) nennt den Trottel einen „Schwachsinnigen“. Wenn man den „Duden“ befragt, erfährt man, ein Trottel sei eine „männliche Person, die als einfältig, ungeschickt, willenlos angesehen wird, als jemand, der nicht bemerkt, was um ihn herum vorgeht“.

Wie aber hat es der 1951 in Prag geborene und seit 1978 in Berlin lebende Autor Jan Faktor gemeint? Auf Seite 342 seines neuen Buches versucht er es mit einer ausführlichen Trottel-Systematik, aber diese Späße helfen nicht weiter. Vermutlich folgt Faktor der Sprache seiner „Mutterrepublik“: „Trotl“. Das Wort gibt es nämlich auch im Tschechischen, es ist ein Germanizismus könnte man sagen. In Böhmen und Mähren klingt das Wort harmlos, wie Dummkopf oder Kasperl. „Trotl, was hast du für einen Blödsinn gemacht?“, könnte man zu einem Kind sagen. Und es tut nicht weh.

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