Eine ukrainische Flüchtlingsfamilie: Maksym, Karolina, Veronika und Viktoria bei einem Ausflug in den Wiener Prater.
Viktoria und ihre Kinder

Eigentlich wollte ich nicht Flüchtlingshelfer werden

Die drei Kinder stürmten sofort ins Haus, lächelten mich an, und der Älteste wollte wissen, ob es einen Internetanschluss gibt. Bei dieser freudigen Ankunft ist es nicht geblieben. Über Probleme bei der Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen.

Als ich das Gartentor öffne, kommt mir Viktoria mit einer dicken, weiß eingesalbten Oberlippe entgegen. Ich deute auf den Mund und zucke mit den Achseln. Das soll heißen: Was ist passiert? Miteinander reden ist nicht so einfach. Ich kann kein Ukrainisch, sie kennt nur einige deutsche Wörter und spricht kein Englisch. Gut, dass wir keine Maske mehr tragen müssen und mimische Ausdrucksmöglichkeiten und Hände haben. Schwierig wird's, wenn es um technische oder bürokratische Dinge geht. Die sind schwer darzustellen. Da hilft dann die Übersetzungs-App auf dem Handy.

Auf die hat mich Viktorias frühere Quartiergeberin hingewiesen. Denn als Viktoria, Veronika, Karolina und Maksym im März bei ihr ankamen, hatten alle vier noch kaum ein Wort Deutsch gehört. Wie es Viktoria geschafft hat, mir zu erzählen, dass sie von einer Hornisse gestochen worden war, weiß ich nicht mehr. Sie hat sogar meine Frage, ob ich sie zum Arzt oder in eine Apotheke bringen soll, verstanden. Sie zeigte mir die Salbe, mit der sie ihre Lippe dick eingeschmiert hatte, und schüttelte den Kopf. Zu Besuch in mein Häuschen in Niederösterreich bin ich gefahren, um Fragebögen mit ihr auszufüllen, um nachzusehen, ob alles funktioniert, und um den Rasen zu mähen. Die technischen Besonderheiten eines Hauses gestisch zu erklären ist schwierig. Auch die Übersetzungs-App scheitert daran, wie an Viktorias Achselzucken zu erkennen ist, als sie meine Nachricht liest. Den Kindern habe ich ein „Mensch ärgere dich nicht“-Spiel mitgebracht. Damit sie die Spielregeln verstehen, müsste ich es wohl mit ihnen spielen. Dazu fehlt uns aber die Zeit. Denn es gibt einiges zu erledigen.

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