„Irgendwann gibt es einen Kettenriss in der Industrie“, sagt Manfred Ebenberger, Werksleiter von Donau Chemie in Brückl.
Energiekosten

Die Wirtschaft muss sich warm anziehen

Hohe Energiekosten bereiten Österreichs Haushalten belastende Zusatzausgaben. Für heimische Unternehmen bedeutet die Verteuerung von Gas und Strom jedoch oft eine echte Existenzbedrohung, wie ein Rundruf unter Betrieben unterschiedlichster Branchen zeigt.

In Europa ist Energie so teuer wie nie zuvor. Die seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine sprungartig gestiegenen Preise für Strom und Gas verursachen aber nicht nur für die Haushalte kräftige Zusatzausgaben, sie hinterlassen auch bereits deutliche Spuren in den Bilanzen der Unternehmen. Um das Schlimmste zu verhindern, werden eilig Ölkessel eingebaut, Lichter abgedreht, und mitunter sogar die Arbeit niedergelegt. Dabei steht der Wirtschaft der große Sturm noch bevor. Denn ein Großteil der Industrie kauft ihre Energie nicht beim Landesversorger ums Eck, sondern direkt an der Börse – und da am liebsten im Voraus. Die meisten Großbetriebe dürften derzeit noch Strom und Gas zu erträglichen Konditionen zur Verfügung haben, schätzt ein Branchenkenner. Das Problem: Viele Unternehmen denken auch im Risikomanagement in Kalenderjahren. Sprich: Mit Jahreswechsel wird ein Gutteil der Futures-Kontrakte auslaufen. Und dann müssen auch diese Firmen die volle Last der Energiekosten tragen.

Der Faserhersteller Lenzing hat das schon hinter sich. Der oberösterreichische ATX-Konzern war das jüngste prominente Opfer der Energiekrise. Lenzing bezieht Strom und Erdgas größtenteils über den Spotmarkt, wo sich die Preise seit Anfang 2022 mehr als verdreifacht haben. Seit Anfang 2021 sind sie sogar um das 13-fache gestiegen, heißt es bei Lenzing. Mitte September musste der Vorstand die Reißleine ziehen: Die Produktion im burgenländischen Heiligenkreuz, wo der Energiebedarf zu 90 Prozent mit Gas gedeckt wird, lässt sich angesichts dieser Preise nicht mehr darstellen und wird gedrosselt. Die Verhandlungen mit dem Arbeitsmarktservice über Kurzarbeit für die Mitarbeiter laufen. Anfang dieser Woche schickte der Konzern eine Gewinnwarnung nach, die Aktie rutschte um ein Fünftel ab. Ob auch andere Standorte von Drosselungen betroffen sein werden, „können wir heute noch nicht sagen“, heißt es zur „Presse am Sonntag“.

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