Mein Montag

Die Welchomanie, welche uns wieder heimsucht

Eine alte Schreibmaschine.
Eine alte Schreibmaschine.Clemens Fabry
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Warum Sätze, welche „welche“ verwenden, wo auch „die“ passen würde, ungewelcht besser wären.

Es gibt Sätze, welche unnötig kompliziert klingen. Auffällig ist dabei unter anderem ein Phänomen, welches in zahlreichen Texten auftaucht, welche uns ein Stirnrunzeln bescheren. Genau, dass Relativsätze nicht mit einem simplen der, die oder das eingeleitet werden, sondern ein welch in einer seiner verschiedenen Ausprägungen aus dem sprachlichen Köcher gezogen wird. Welch Schmafu, möchte man da ausrufen. Wobei das fast ausschließlich in der geschriebenen Sprache passiert – in der gesprochenen Variante hört man selten einen Satz, welcher so konstruiert wird.

Nun ist so ein welch per se ja nichts Schlechtes. Entstanden ist es einst aus dem Stamm des heutigen „wer“ und dem germanischen „leika“, was so viel wie Körper oder Gestalt bedeutete (und sich unter anderem in der Leiche findet, aber auch in der Endung -lich, die für „die Gestalt habend“ steht, siehe etwa männlich). Ursprünglich stand das Pronomen welch also für „was für eine Gestalt habend“. Später wurde es zu einem Relativpronomen und verbreitete sich vor allem durch den Gebrauch in der Rechts- und Kanzleisprache. Damit sind wir auch schon beim Punkt – wenn sich etwas wie aus einer Kanzlei diktiert liest, wird es schwerfällig.

Und schwerfällig muss nicht sein, oder? Gut, es gibt Fälle, bei denen man es argumentieren kann. Wenn etwa das Pronomen der, die oder das doppelt vorkommen würde. Da ist das Beispiel, das das zeigt, genau das – hier könnte ein Beispiel, welches das zeigt, ein bisschen weniger verwirrend sein. Aber so groß kann die Verwirrung gar nicht sein, dass es ohne welch nicht trotzdem verständlich ist. Ja, das ist ein Problem, welches uns keine schlaflosen Nächte bereitet. Aber erstens ist der Satz „Haben wir keine größeren Probleme?“ ohnehin einer, welchen man sich sparen sollte. Und zweitens lesen sich ungewelchte Sätze trotzdem besser.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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