Pizzicato

Die Herrin der Ringe

"Pronti", hieß es kurz und bündig und landauf, landab auf Plakaten vom Brenner bis Lampedusa.

Bereit zum Regieren: Dies sollte der Slogan der Fratelli d'Italia signalisieren. Giorgia Meloni liebt es knapp und prägnant. „Gott, Familie, Vaterland“, lautet das eine Mantra der Postfaschistin. Das andere: „Frau, Mutter, Christin“. Eine wesentliche Eigenschaft des Meloni-Seins verschwieg sie indes bei ihrer Selbstdefinition: Fantasy-Fan.

Wacht Italien am Morgen nach der Wahlnacht in einer Traum- und Fantasiewelt auf, bevölkert von Fabelwesen, von Feen, Elfen und Hobbits, von Zauberern und Zwergen, wie in Tolkiens Mittelerde, beherrscht von einer Herrin der Ringe? Der Kult um das Fantasy-Epos „Der Herr der Ringe“ und seine Zeichensprache hat Meloni geprägt und darüber hinaus Michael Endes „Die unendliche Geschichte“. Ihre Tochter nannte sie Ginevra, als wäre sie dem Hochmittelalter entstiegen und nicht einer Vorstadt in Rom.

Kommt auf Italien nun ein epischer Kampf zu, in dem Meloni, Salvini und Berlusconi als Kräfte des Lichts mit magischem Schwert und dem Stein der Weisen gegen jene der Unterwelt ausziehen, in dem die Trolle, die Orks und die Mafia im Orkus verschwinden? Oder in dem der Duce als Drache aufersteht? Womöglich muss am Ende der Papst noch als edler weißer Ritter einschreiten.

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

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