Landestheater Linz

Glanz und Glück einer wehmütigen Oper

Marietta (Erica Eloff) spottet, Paul (Andreas Hermann) ist entsetzt: Bald wird er zur Mordwaffe, der Zopf der toten Marie.
Marietta (Erica Eloff) spottet, Paul (Andreas Hermann) ist entsetzt: Bald wird er zur Mordwaffe, der Zopf der toten Marie.[ Philip Brunnader ]
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Andreas Baesler inszeniert Korngolds „Tote Stadt“ als gewagte Psychotherapie: Jubel für einen insbesondere musikalisch famosen Abend.

Ist es die Kripo, die da zu Beginn in Pauls Zimmer herumschnüffelt? Bei einer Ermittlung, geleitet von Pauls Freund Frank? Gibt es von vornherein schon eine Bluttat aufzuklären? Später wird das „M“ aus Fritz Langs Film herbeizitiert – und allzu lang dauert es nicht, bis auch Frank als Leiche am Boden liegt, bevor er langsam via Drehbühne wieder aus dem Blickfeld gerät. Aber vieles ist eben nicht so, wie es scheint an diesem Abend, in diesem Werk.

Wenn wir schon bei filmischen Referenzen sind: Vor allem ist Hitchcocks „Vertigo“ nie weit, wenn Erich Wolfgang Korngolds „Tote Stadt“ über die Bühne geht, dieser goldene Opernerfolg des 23-Jährigen aus dem Jahr 1920. Ein traumatisierter Witwer, der in einer Zufallsbekanntschaft plötzlich das Ebenbild seiner Frau erblickt und die Lebende so verwandeln will, dass die geliebte Tote in ihr aufersteht: Unter welchen Umständen könnte so etwas auch nur halbwegs gut ausgehen? In Andreas Baeslers Inszenierung gelingt es, im Einklang mit dem Stück – und ist doch auf subtile Weise anders erzählt, im Ambiente der 1920er-Jahre. Baeslers zentraler Kunstgriff läuft nicht über Polizei-, sondern über Psychoarbeit: Frank ist Freudianer, wie sich erst am Ende zweifelsfrei herausstellt – und wagt eine nicht ungefährliche therapeutische Intervention: Er führt Paul, dem Patienten einer Nervenklinik, das weibliche Double zu, das alles in Gang setzt, zerstörerische wie reinigende Kräfte.

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