Analyse

Irans Regime kämpft gegen die Erosion seiner Macht

Das Regime in Teheran lässt Gegendemonstranten aufmarschieren.
Das Regime in Teheran lässt Gegendemonstranten aufmarschieren.APA/AFP
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Die Proteste setzen Irans Führung immer mehr zu. Doch das Regime hat sein Gewaltpotenzial noch nicht ausgeschöpft.

Ein Video von Gholam-Hossein Mohseni-Ejei ist normalerweise nichts, woran sich Regimegegner im Iran erfreuen können. Der Chef der iranischen Justiz und Hardliner ist ein kompromissloser Vollstrecker im Dienste der Islamischen Republik. Noch vor wenigen Tagen hatte er angekündigt, hart gegen die derzeitige Protestwelle vorzugehen. Doch am Montag reichten iranische Oppositionelle in sozialen Medien begeistert einen Clip von Mohseni-Ejei herum, in dem der 65-Jährige angeblich davon spricht, dass die Mitglieder der Sicherheitskräfte nach tagelangen Straßenschlachten mit den Demonstranten erschöpft seien.
Ob das Video echt und aktuell war, ließ sich nicht klären, doch das spielt für die Mitglieder der Protestbewegung keine Rolle: Sie schöpfen neue Hoffnung auf einen Sturz der Regierung. Aus ihrer Sicht markiert die Welle von Demonstrationen seit dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini im Gewahrsam der Religionspolizei am 16. September den Anfang vom Ende des theokratischen Systems, das den Iran seit 1979 beherrscht. Auch einige Iran-Kenner im Ausland sehen eine Chance dafür. „Es ist durchaus möglich, dass sich die Proteste zu einem nationalen Aufstand wandeln, der das Regime entmachtet“, sagte Arash Azizi, ein Iran-Experte und Buchautor in den USA, zur „Presse“.

Noch vor zwei Wochen war diese Aussicht nicht erkennbar. Zwar klagten viele Iraner über Inflation, Arbeitslosigkeit, Korruption, Umweltprobleme und Gängelung durch die Religionspolizei. Doch kaum jemand konnte sich vorstellen, dass das System mit dem 83-jährigen Revolutionsführer Ajatollah Ali Khamenei an der Spitze innerhalb weniger Tage so stark unter Druck geraten würde.

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