"Falsche Versprechungen"

Warum aktuell mehr Menschen aus Indien nach Österreich migrieren

Polizei und Bundesheer greifen mehrere hundert Personen pro Tag an der Grenze auf.
Polizei und Bundesheer greifen mehrere hundert Personen pro Tag an der Grenze auf.APA/GEORG HOCHMUTH
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Bis zu 30 Prozent jener Personen, die täglich von Ungarn nach Österreich einwandern, kommen aus Indien. Sie werden mit falschen Versprechungen von Schleppern nach Europa gelockt.

Rund 400 Personen versuchen aktuell pro Tag die Grenze von Ungarn nach Österreich zu überqueren. Darunter findet sich die auffallend große Zahl einer bestimmten Personengruppe: Indische Staatsangehörige stellen momentan mit 25 bis 30 Prozent die größte Gruppe migrierten Personen. Sie werden mit falschen Versprechungen nach Europa gelockt.

Der Großteil der indischen Zugewanderten kommt aus Punjab, wie das Ö1-"Morgenjournal“ berichtet. Der Bundesstaat liegt an der Grenze zu Pakistan und ist das Zentrum der Religionsgemeinschaft der Sikhs. Letztere werfen den Menschen christlichen Glaubens im Land bereits seit längerem vor, eine Konvertierungs-Kampagne gegen die religiöse Minderheit zu betreiben. Als Reaktion war es in den vergangenen Monaten vermehrt zu Angriffen auf die christliche Religionsgemeinschaft gekommen. Es brodelt also in Punjab, religiöse oder politische Verfolgung wird von den Zugewanderten an der ungarischen Grenze aber nicht als Fluchtgrund genannt.

Neue Schlepperorganisationen in Serbien

Vielmehr nennen die indischen Neuankömmlinge die Suche nach Arbeit als Motiv. In Indien gäbe es kaum Möglichkeiten, sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Daher ziehe es sie nach Österreich, Deutschland oder in andere Länder Europas. Auch wenn sich die Zielländer unterscheiden, bleibt die Reiseroute doch für die meisten gleich: Zunächst geht es mit dem Flugzeug nach Belgrad, die Visa-freie Einreise für indische Staatsangehörige nach Serbien ist bereits seit den 1960er-Jahren möglich. Seit neuestem sorgen dort vermehrt Schlepper – darunter auch Pakistani und Afghanen – für die Weiterreise und verkaufen ihre Dienste als Investition in ein besseres Leben.

Bis zu 7000 Euro zahlen einige indische Migrierende den Schleppern. Das entspricht in Indien etwa den Ersparnissen von vier Jahren; oftmals muss die gesamte Familie zusammenhelfen, sagt ein Betroffener dem „Morgenjournal“. Trotzdem werden die Schlepper als „helfende Hände“ gesehen. Die zugewanderten Menschen aus Indien sind sich sicher, ihre Familien schon bald finanziell unterstützen zu können. Dass sie abgelehnt werden können, wenn sie keine Fluchtgründe nennen können, wissen viele gar nicht.

(vahe)

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