Krieg in der Ukraine

Teilmobilmachung: 100.000 Russen reisten nach Kasachstan, Staus zu Georgien

Drohnenaufnahmen zeigen lange Autoschlangen auf dem Weg zur Ausreise aus Russland an der Grenze zu Georgien, in Werchny Lars.
Drohnenaufnahmen zeigen lange Autoschlangen auf dem Weg zur Ausreise aus Russland an der Grenze zu Georgien, in Werchny Lars.via REUTERS
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Der kasachische Innenminister erklärt: Kriegsdienstverweigerer müssen ausgeliefert werden. Russland kündigt ein Einberufungszentrum an der Grenze zu Georgien an.

Zehntausende Russen haben seit der Teilmobilmachung des russischen Militärs vor knapp einer Woche das Land verlassen. Allein nach Kasachstan seien seit dem 21. September rund 98.000 russische Staatsbürger eingereist, teilte die Migrationsbehörde des kasachischen Innenministeriums am Dienstag nach Angaben der Agentur Interfax mit.

Mehr als 8000 Russen erhielten demnach eine persönliche Identifikationsnummer, die Voraussetzung für eine Registrierung und die Eröffnung von Bankkonten in dem zentralasiatischen Land ist. Seit Anfang April hätten bereits mehr als 93.000 russische Staatsbürger Identifikationsnummern und mehr als 4000 eine Aufenthaltserlaubnis für Kasachstan bekommen. Russland hatte am 24. Februar den Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen.

Russlands Präsident Wladimir Putin will rund 300.000 Reservisten einziehen lassen, um nach den Niederlagen der russischen Armee in der Ukraine die besetzten Gebiete zu halten. Er hatte deshalb am vergangenen Mittwoch eine Teilmobilmachung angeordnet, was bei vielen Russen Panik auslöste.

Unterschiedliche Signale aus Kasachstan

Der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew hatte erklärt, dass alle Russen aufgenommen würden. Innenminister Marat Achmetdschanow betonte am Dienstag zugleich, dass russische Kriegsdienstverweigerer, nach denen gefahndet werde, ausgeliefert werden müssten.

Auch nach Georgien versuchten Tausende Russen zu gelangen. An der Grenze südlich von Wladikawkas stauten sich nach Angaben der regionalen Behörden am Dienstag rund 5500 Fahrzeuge, darunter etwa 3600 Personenwagen.

Das Innenministerium der russischen Teilrepublik Nordossetien erlaubte den Menschen, die Grenze zu Fuß zu überqueren. Zugleich teilten die Behörden nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass mit, dass an der Grenze in Kürze ein Einberufungszentrum für den Krieg in der Ukraine eingerichtet werden solle.

Der Leiter des georgischen Innenministeriums, Wachtang Gomelauri, sah sich nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti zu der Aussage veranlasst, dass "wir keinen Grund haben, die Grenze zu Russland zu schließen und die Einreise für Russen zu beschränken", und dementierte Berichte, wonach in letzter Zeit rund 250.000 Russen nach Georgien gekommen seien: "So viele Menschen sind nicht gekommen, ich weiß nicht, woher diese Zahlen kommen", sagte er: "Vor etwa vier bis fünf Tagen waren es 5000-6000 Menschen, die ankamen. Jetzt ist diese Zahl auf 10.000 angestiegen".

(APA/dpa/Reuters)

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