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Gaslieferungen

Chronologie: Wie es zu den beiden Nord-Stream-Gasleitungen kam

Ein Bild aus eindeutig anderen Zeiten. 2011 eröffneten mehrere europäische Spitzenpolitiker gemeinsam mit Dmitri Medwedew Nord Stream 1.
Ein Bild aus eindeutig anderen Zeiten. 2011 eröffneten mehrere europäische Spitzenpolitiker gemeinsam mit Dmitri Medwedew Nord Stream 1.APA/AFP/JOHN MACDOUGALL
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Nord Stream 2 ging nie in Betrieb. Über Nord Stream 1 kommt schon länger kein Gas mehr. Die nun gemeldeten Lecks lassen eine - politisch vorerst ohnehin ausgeschlossene - Wiederinbetriebnahme in weite Ferne rücken.

Durch Unterwasser-Leitungen brachte Nord Stream bis in den Sommer 2022 hinein noch russisches Gas nach Westeuropa. Um die Kapazität zu verdoppeln, sollte die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 eigentlich erweitert werden - das waren die Pläne noch vor Kriegsbeginn in der Ukraine im Februar. Ein Überblick von den Anfängen bis zum Stopp von Nord Stream 2.

1997: In ersten Machbarkeitsstudien wird untersucht, wo genau die Pipeline in der Ostsee verlaufen könnte.

September 2005: In Anwesenheit des deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD) und Russlands Präsident Wladimir Putin unterzeichnet ein Konsortium großer Energiekonzerne eine Vereinbarung zum Bau von Unterwasser-Leitungen durch die Ostsee. Polen, die Ukraine und Weißrussland sehen in den Plänen eine Konkurrenz zu ihren Landleitungen und fürchten um Einnahmen aus Transitgebühren.

März 2006: Schröder, der die Pipeline als Regierungschef maßgeblich vorangetrieben hatte, wird nur wenige Monate nach Ende seiner Kanzlerschaft Aufsichtsratsvorsitzender bei der Betreiber-Firma Nord Stream AG. Dafür wird er massiv kritisiert.

April 2010: Der Bau des ersten von zwei Strängen der Pipeline Nord Stream 1 auf einer Länge von 1.224 Kilometern beginnt. Jede der zwei Leitungen besteht aus jeweils 100.000 Einzelrohren, die mit Hilfe mehrerer Schiffe in der Ostsee verlegt werden.

November 2011: Erstes Gas strömt durch die erste Leitung von Nord Stream 1 vom russischen Wyborg bis ins deutsche Lubmin bei Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern). Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Russlands Präsident Dmitri Medwedew nehmen die Trasse symbolisch in Betrieb. Umweltverbände warnen vor nicht absehbaren Folgen für Flora und Fauna in der Ostsee.

Oktober 2012: Der zweite Strang von Nord Stream 1 geht an den Start. Das insgesamt 7,4 Milliarden Euro teure Projekt kann fortan eine Menge von 55 Mrd. Kubikmeter Gas pro Jahr transportieren.

September 2015: Der Gesellschaftervertrag für das Projekt Nord Stream 2 wird unterzeichnet. Einziger Anteilseigner ist formal Russlands Energiekonzern Gazprom. Dazu kommen mehrere "Unterstützer" - darunter auch deutsche Energieunternehmen.

März 2018: Der Bau der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 beginnt. Die Gasleitung soll weitgehend parallel zu Nord Stream 1 verlaufen und noch einmal soviel Gas transportieren können. In zwei Strängen sollen wieder jeweils 100.000 Einzelrohre verlegt werden. Ursprünglich geplanter Start der Pipeline ist Ende 2019, der sich jedoch mehrfach wegen fehlender Baugenehmigungen verzögert.

Dezember 2019: Die Bauarbeiten stoppen abrupt. Die beiden Schweizer Verlegeschiffe werden wegen Sanktionsdrohungen der USA abgezogen. Die USA argumentieren, dass sich Deutschland mit der Pipeline in Abhängigkeit von Moskau begeben würde. Russland wirft den USA vor, sie würden eigene wirtschaftliche Interessen verfolgen und ihr Flüssiggas verkaufen wollen. Russische Schiffe übernehmen die Arbeiten.

September 2021: Nord Stream 2 ist nach Angaben von Gazprom fertiggestellt, aber noch nicht in Betrieb. Die Baukosten belaufen sich auf über 10 Mrd. Euro.

Februar 2022: Angesichts eines drohenden Kriegs in der Ukraine legt die deutsche Regierung Nord Stream 2 auf Eis. Offizieller Grund ist, dass die Freigabe durch die zuständigen Behörden fehlt, also die Pipeline nicht zertifiziert ist. Kurz danach beginnt Russland seinen Angriffskrieg auf die Ukraine.

August 2022: Auch nach angekündigten Wartungsanbeiten floss kein Gas mehr aus Russland nach Europa durch die Nord Stream 1. Russland gibt die Schuld daran dem Westen, der eine Reparatur mit seinen Sanktionen verunmöglicht habe.

September 2022: Zeitgleich treten drei Gaslecks in den zwei Nord-Strea-Pipelines auf, die eine Nutzung selbst im Falle einer Beilegung des Konflikts mit Russlands auf Jahre hinaus verunmöglichen dürften. Es wird über Sabotage spekuliert - ohne die Hintergründe bereits zu kennen.

(APA/dpa)