Kino

Marta Mészáros: Filme gegen Orbáns Frauenbild

In autobiografischen Filmen wie „Tagebuch für meine Eltern“ (1990) befasste sich Márta Mészáros mit Verwerfungen ihrer Familiengeschichte.
In autobiografischen Filmen wie „Tagebuch für meine Eltern“ (1990) befasste sich Márta Mészáros mit Verwerfungen ihrer Familiengeschichte.Hungarian National Film Archive
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Bis 19. Oktober zeigt Wiener Filmmuseum das wiederentdeckte Schaffen der Ungarin Marta Mészáros. Zeitlebens drehte die heute 91-jährige gegen das sozialistische Patriarchat an.

Eine Frau Anfang 40 hegt einen Kinderwunsch. Ihr Partner, ein verheirateter Mann, weigert sich. Das hält die Frau nicht ab. Sie wohnt gleich neben einem Waisenhaus. Als sie durch dessen Korridore geht, blicken ihr zahlreiche Jugendliche entgegen – sie entdeckt eine neue Möglichkeit, Mutter zu werden. Die Augen, die auf ihr ruhen, haben gelernt, ihre Hoffnung zu verstecken. Erst in den Nahaufnahmen wird ihre Verletzlichkeit deutlich: Eine verlorene Generation auf der Suche nach ein wenig Liebe. Die ungarische Filmemacherin Marta Mészáros hat diese Fragilität so intensiv gefilmt wie kaum jemand sonst. Etwa in „Adoption“, der ihr 1975 als erster Frau den Goldenen Bären der Berlinale einbrachte.

Das Österreichische Filmmuseum widmet der in den letzten Jahren international wiederentdeckten Regisseurin bis zum 19. Oktober ein Programm, bei dem ihre wichtigsten Filme gezeigt werden. Darunter finden sich Großtaten im Stil des europäischen Autorenkinos der 1970er-Jahre: Elegante Kamerafahrten, moralische Abgründe und gediegenes Unwohlsein inklusive. Dahinter brodelt in jeder Einstellung ein herrlich sturer Kampf um weibliche Selbstbestimmung. Wer sich auch nur ein bisschen für ungarische Geschichte interessiert und sich fragt, aus welchen erstickenden Gesellschaftsformen das Frauenbild der Regierung Orbán stammt, kommt an Mészáros nicht vorbei.

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