Energie

Löcher in Gaspipelines: Gezielter Angriff auf Nord Stream

Gas bubbles from the Nord Stream 2 leak reaching surface of the Baltic sea in the area shows disturbance of well over one kilometre  diameter near Bornholm
Gas bubbles from the Nord Stream 2 leak reaching surface of the Baltic sea in the area shows disturbance of well over one kilometre diameter near Bornholmvia REUTERS
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Drei der vier Stränge der beiden Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 sind stark beschädigt. Mehrere Regierungen gehen von einem Sabotageakt aus. Verursacher und Motiv sind jedoch unklar.

Zuerst registrierte die Nord-Stream-Betreibergesellschaft in der Nacht von Sonntag auf Montag einen ungewöhnlichen Druckabfall in der Gaspipeline Nord Stream 2. Bei einem Aufklärungsflug entdeckten dänische Kampfflugzeuge schließlich den Grund – in der Nähe der Insel Bornholm entwichen Gasblasen an die Meeresoberfläche. Wenige Stunden später wiederholte sich der Druckabfall dann plötzlich auch bei Nord Stream 1. Robert Habeck, der deutsche Wirtschaftsminister, bestätigte, dass es sich nicht um Zufall handelte, sondern um einen Anschlag. Die CIA hatte Deutschland bereits im Sommer vor einem Angriff gewarnt. Polen, Schweden und Dänemark bewerten die Löcher ebenfalls als absichtliche Taten. Innerhalb kurzer Zeit seien mehrere Explosionen beobachtet worden, so Ministerpräsidentin Mette Frederiksen. Jede absichtliche Unterbrechung der aktiven europäischen Energieinfrastruktur sei inakzeptabel und werde zur "stärksten Reaktion" führen, kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an. Was genau ist passiert - und was bedeutet das für die Gasversorgung in Europa?

1 Wie groß ist der Schaden an Nord Stream 1 und Nord Stream 2?

Mit Stand Dienstagnachmittag waren beide Stränge von Nord Stream 1 und einer von Nord Stream 2 so stark beschädigt, dass es zu einem massiven Gasaustritt und dadurch zu einem Druckabfall in den Röhren kommt. Denn obwohl beide Leitungen derzeit kein Gas liefern, waren sie aus technischen Gründen mit Gas gefüllt und standen unter Druck. Die Löcher befinden sich alle in unmittelbarer Nähe der Insel Bornholm. Wie groß der Schaden genau ist, kann noch nicht gesagt werden. Für eine Reparatur muss die Pipeline aber jedenfalls von einem Spezialschiff vom Boden hochgezogen und die kaputten Teile außerhalb des Wassers getauscht werden. Das muss auch schnell erfolgen, da ein Volllaufen mit Meerwasser die Leitungen stark beschädigen kann.

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