Energiekrise

Industriellenvereinigung: "Eine Milliarde Euro Energiekostenzuschuss reicht nicht"

IV-Präsident Georg Knill (Archivbild)
IV-Präsident Georg Knill (Archivbild)Die Presse/Clemens Fabry
  • Drucken

Es wird höchste Zeit für Entlastungspakete für Betriebe, so IV-Präsident Georg Knill. Sie werden heute im Ministerrat präsentiert.

Im heutigen Ministerrat soll der Energiekostenzuschuss für die Unternehmen präsentiert werden. Für die Industriellenvereinigung (IV) ist es höchste Zeit, wie IV-Präsident Georg Knill betont. "Denn für die österreichische Industrie, die österreichische Wirtschaft, gibt es noch keine Entlastungspakete für die hohen Energiekosten. Für die Haushalte hat man einiges gemacht", sagt Knill.

Betroffen seien energieintensive Unternehmen mit hohen Zertifikatspreisen, die dann zumindest eine teilweise Kompensation erhalten. Und eben auch für energieintensive Unternehmen mit Stromkosten über drei Prozent des Umsatzes, damit sie eine Unterstützung bekommen.

Der Energiekostenzuschuss wurde im Juli mit 450 Millionen Euro beschlossen. "Auf Grund der massiv gestiegenen Energiekosten war unsere Forderung, diesen auf 2,5 Milliarden Euro auszuweiten." Er rechne damit, dass das Paket mindestens einen Umfang von einer Milliarde Euro oder mehr beinhaltet. "Wir gehen aber davon aus, dass es nicht reichen wird. Grob gesprochen, wird es einen Bruchteil der Steigerungen kompensieren." Dabei sei die Industrie seit jeher darauf bedacht, Energie zu sparen. In den vergangenen 20 Jahren habe man bei einem gleichbleibenden Energieverbrauch die Produktivität verdoppelt, ergänzt Knill.

Entkoppelung der Strompreise vom Gaspreis

Allerdings gibt der IV-Präsident zu bedenken, dass es beim Energiekostenzuschuss 4 Stufen geben wird. "Bei der 3. und 4. Stufe haben wir Bedenken, denn da gibt es EU-rechtliche Vorgaben. Demnach müssen die Unternehmen ein negatives EBITDA vorweisen, um in den Genuss einer Förderung zu kommen. Also aus meiner Sicht greift hier - und das ist jetzt EU-Beihilfen rechtlich so geregelt - eine Unterstützung viel zu spät. Sie muss gesunde Unternehmen unterstützen und nicht jene, die schon in der Verlustzone sind". Das Problem müsse "an der Wurzel behoben" werden, nämlich auf europäischer Ebene. Daher hofft er auf den Ministerrat in Brüssel. Die Industriellenvereinigung spricht sich in Europa für die Entkoppelung der Strompreise vom Gaspreis aus.

Knill verweist auf durchschnittliche Unternehmen mit Energiekosten von 1 Million Euro im letzten Jahr, die mittlerweile auf 10 Millionen gestiegen sind. "Laut einer Analyse von unseren Chefökonomen haben die durchschnittlichen Energiekosten dieses Jahr den zweieinhalbfachen Jahresgewinn ausgemacht. Dass das auf die Substanz der Unternehmen geht, ist offensichtlich. Also, es ist schon wirklich dramatisch."

Markteingriffe ausnahmsweise nötig

Beim Gaspreis hofft der IV-Präsident, dass die Preisspitzen auf europäischer Ebene geglättet werden. "Das ist ja schon lange kein Markt, sondern eine Kriegswirtschaft." Allerdings könnte dieses Problem nur auf europäischer Ebene gelöst werden. "Sie werden verstehen, dass es uns als Interessensvertretung nicht leicht fällt, wenn wir Markteingriffe fordern - aber die Industrie steht auf dem Spiel."

Viele Produkte könnten trotz des schwachen Euro nicht mehr exportiert werden, da die Kosten zu hoch seien, betont Knill. Aber nicht nur politische Entscheidungen in Brüssel seien gefragt. Auch Österreich müsse an Alternativen arbeiten.

"Das bedingt auch Infrastrukturmaßnahmen. Ich denke da von Österreich aus gesehen an Anbindungen nach Italien und Kroatien. Eine Anbindung an Triest, eine Anbindung an Krk - damit hat man Zugang zum Mittelmeer, zum Mittleren Osten und zu Gas aus der ganzen Welt." Ist man nicht mehr von einzelnen Anbietern abhängig, fallen - so Knill - auch die spekulativen Elemente weg.

"Da kann man auch die Strompreisbörse in Leipzig im Regulativ nachschärfen. Jede normale Börse würde an dem Tag, wo der Strompreis bei geringem Umsatz in die Höhe schnellt, den Börsenkurs mangels Liquidität aussetzen", sagt Knill.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.