WM-Test

Wo Teamchefs und Fans draußen bleiben müssen

SOCCER - IRI vs SEN, test match
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Proteste vor dem Admira-Stadion begleiteten das Testspiel von Iran und Senegal, es gab zwei Anzeigen. Auch Englands Cheftrainer Gareth Southgate hatte Redebedarf, Ordner kannten ihn nicht – er sah den WM-Gegner dennoch.

Stell dir vor, mit Katar trainiert der WM-Veranstalter vier Monate lang in Österreich und kaum einer wusste es. Dazu sammelten WM-Starter Uruguay (mit Luis Suárez), Senegal (mit Sadio Mané), Kanada und Iran Erfahrungen, suchten in Maria Enzersdorf, St. Pölten oder Wien die Abstimmung in ihren Reihen – und in Wahrheit wurde ihre Anwesenheit verschwiegen. Freilich, der Kundenwunsch nach Ruhe und Abgeschiedenheit hat für Camp-Veranstalter Hannes Empl (SLFC) stets Vorrang. Ein Hauch mehr PR wäre hilfreicher gewesen, für Österreichs (geplagte) Fußballkultur, Fans, Umgang mit Menschenrechten und einen Stadionordner, der seinen Job ernsthaft erfüllte.

Es passiert selten bis nie, dass zwei WM-Teams im Admira-Stadion kicken. Iran gegen Senegal wurde dennoch von Tumulten außerhalb des Stadions (beim Spielereingang) überschattet, eine angemeldete Demonstration gegen Menschenrechtsverletzungen in Zusammenhang mit dem Tod der 22-jährigen Iranerin Mahsa Amini war zuvor noch ruhig verlaufen. Vor Matchbeginn haben laut Polizei-Angaben mehrere nicht akkreditierte Personen versucht, ins Stadion zu gelangen. Sie seien entfernt worden, es gab Identitätsfeststellungen. Zwei Anzeigen wurden jedenfalls dem Staatsanwalt übermittelt, in einem Fall soll es sich um Widerstand gegen die Staatsgewalt handeln.

Aufregung ganz anderer Art hatte der (unangekündigte) Besuch von England-Teamchef Gareth Southgate ausgelöst. Er wollte die Chance nützen und den WM-Gegner (21. November, 14 Uhr) beobachten. Das gelang, allerdings erst nach einer Debatte mit den Ordnern, die ihn nicht zu der Partie (sie endete 1:1) hinter verschlossenen Tore lassen wollten.

„Auf Kundenwunsch“

Empl, sein Slfc-Team organisiert seit Jahren Trainingslager diverser Klubs und Teams in Österreich, hielt sich trotz der Aufregung um das Stillschweigen bedeckt. Katars sportliche Leistungen waren mehr als überschaubar und lassen für die WM keineswegs Erfolge erwarten, „auf Wunsch des Verbandes wurden weder Interviews noch Reportagen im Team-Camp ermöglicht“, sagt Empl der „Presse“. Dass Iran Spiele in St. Pölten hinter geschlossenen Toren veranstaltete, war ebenso ein „Kundenwunsch“.

Dass Fragen zu Menschenrechten unbeantwortet blieben wie auch jene, ob tatsächlich Demonstranten gefilmt worden sein sollen, ist die Realität auf der anderen Seite der Torlinie. (fin)

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