Leitartikel

Das war es jetzt wohl mit dem Gas aus Russland

(c) APA/AFP/SWEDISH COAST GUARD/HANDOUT (HANDOUT)
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Wie befürchtet dürfte Moskau die Gasversorgung Europas komplett abschalten. Für einen Winter ist die EU vorbereitet. Doch was ist dann?

Auch zwei Tage nach den Attacken auf die Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 ist nicht geklärt, wer dafür verantwortlich ist. Allerdings verdichten sich die Indizien, dass es sich um eine „False Flag“-Aktion Russlands gehandelt hat. So erklärten mehrere Moskauer Analysten, dass der nicht zerstörte Strang von Nord Stream 2 ja weiter einsatzbereit wäre, wenn nur Deutschland endlich die Erlaubnis gäbe. Die Explosionen in der Ostsee unterstützen somit die seit Februar bestehende Forderung des Kreml. So ein Zufall aber auch. Und Gazprom droht der ukrainischen Naftogaz nun ganz offen mit Sanktionen. Kommt es dazu, was wahrscheinlich ist, versiegt auch der letzte noch offene Gas-Strang. Denn so eigenartig es ist: Derzeit ist der einzige Gastransit in Betrieb jener über die Ukraine.

Es passiert also, was von vielen erwartet und befürchtet worden ist: Pünktlich zu Beginn der kalten Jahreszeit nutzt der russische Präsident, Wladimir Putin, wieder einmal Gas als Waffe und versucht so, den Druck auf den Westen zu erhöhen. Dieser soll die Unterstützung für die Ukraine endlich aufgeben, so die Botschaft des Kreml. Dass diese Druckerhöhung parallel zur demnächst erwarteten Annexion der ukrainischen Oblaste unter mehrheitlich russischer Kontrolle erfolgt, ist natürlich kein Zufall. Und dass die Anschläge auf Nord Stream Europa gezeigt haben, wie verwundbar es bei wichtiger Infrastruktur wie Unterwasserpipelines und -kabeln ist, passt den Machthabern in Moskau auch ins Konzept.

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