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3,25 Prozent Leitzins? EZB könnte Geldpolitik stärker straffen als erwartet

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Die EZB wird nach Einschätzung der führenden deutschen Forschungsinstitute angesichts der anhaltenden Inflation viel stärker gegensteuern, als bisher an der Börse gedacht.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung der führenden deutschen Forschungsinstitute angesichts des anhaltenden Inflationsschubs viel stärker gegensteuern, als bisher an der Börse gedacht. "Weil es zu Aufwärtsrevisionen der EZB-Inflationsprognose für das Jahr 2023 kommen dürfte, wird die Geldpolitik wohl deutlich stärker gestrafft werden, als noch gegenwärtig an den Märkten erwartet", teilten die Institute am Donnerstag in ihrem Herbstgutachten mit.

Die Institute erwarten heuer noch zwei Zinserhöhungen, womit der Leitzins dann auf 2,25 Prozent steigen werde. Aktuell liegt er bei 1,25 Prozent. "Im ersten Halbjahr 2023 werden weitere Zinsschritte folgen", hieß es in dem Gutachten. Dann werde der Leitzins bei etwa 3,25 Prozent liegen. Die EZB hatte im Juli im Kampf gegen den anhaltenden Inflationsschub die Zinswende eingeleitet und dabei die Schlüsselsätze erstmals seit 2011 erhöht. Bei ihrem zweiten Zinsschritt im September legte sie mit einem Riesenschritt von 0,75 Prozentpunkten nach. Die nächste Zinssitzung ist am 27. Oktober.

Die Institute erwarten zudem, dass die EZB die gezielten längerfristigen Kreditsalven für Banken - in der Fachwelt "TLTRO" genannt - nicht neu auflegen wird. Sie gehen auch davon aus, dass die Euro-Notenbank ihre Netto-Anleihenkäufe in ihren bestehenden Kaufprogrammen nicht wieder starten wird. "Allerdings dürfte die Wiederveranlagung fälliger Wertpapiere vorerst fortgesetzt werden", führten sie aus. Um starke Unterschiede bei den Renditen der Staatsanleihen der Euro-Länder auszugleichen, werde die Notenbank auch weiterhin die Reinvestitionen in ihrem Krisen-Anleihenkaufprogramm PEPP nutzen. Sollte das nicht ausreichen, rechnen die Institute damit, dass die EZB ihren neuen Anleihen-Schutzschild TPI zur Stützung hoch verschuldeter Euro-Staaten einsetzen wird.

(APA)

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