Fairplay-Kommission

Schach: Weltverband will nach Betrugsvorwürfen Ermittlungen einleiten

Magnus Carlsen
Magnus CarlsenAPA/AFP/ARUN SANKAR
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Weltmeister Magnus Carlsen warf seinem amerikanischen Konkurrenten Hans Niemann Betrug vor. Nun setzt der Schach-Weltverband Fide eine Untersuchungskommission ein.

Im Fall der Betrugsvorwürfe des norwegischen Weltmeisters Magnus Carlsen gegen seinen amerikanischen Kontrahenten Hans Niemann setzt der Schach-Weltverband Fide eine Untersuchungskommission ein. Das berichtete das Portal "t-online" am Donnerstag unter Berufung auf den deutschen Funktionär Klaus Deventer. Demnach soll in den kommenden Tagen ein dreiköpfiges Gremium aus der Fairplay-Kommission des Verbandes Ermittlungen aufnehmen.

Es würde in "zweierlei Richtungen ermittelt" werden, sagte der Anti-Cheating-Officer des Deutschen Schachbundes. "Zum einen würden wir prüfen: Gibt es genügend Fakten, die einen Betrugsvorwurf rechtfertigen? Wenn wir zu dem Ergebnis kommen, dass das der Fall ist, würden wir entsprechend Anklage bei der Ethik- und Disziplinarkommission der Fide erheben", sagte Deventer. Auf der anderen Seite würde aber auch geprüft werden, "ob eine falsche Beschuldigung vorliegt. Auch das würden wir dann gegebenenfalls zur Anzeige bringen".

Superstar verlor überraschend

Carlsen wirft seinem US-Kontrahenten Betrug vor: "Ich glaube, dass Niemann - auch in letzter Zeit - mehr betrogen hat, als er öffentlich zugegeben hat." Anfang September war es zum ersten Vorfall zwischen beiden gekommen. Beim Sinquefield Cup in St. Louis verlor der Superstar überraschend gegen Niemann und zog sich erstmals in seiner Karriere von einem Turnier zurück.

Gründe nannte der 31-Jährige damals nicht. Die Schach-Szene deutete Carlsens Ausstieg als Betrugsvorwurf gegen Niemann. Der US-Amerikaner gab während des Sinquefield Cups in einem Interview zu, zweimal als Teenager im Alter von zwölf und 16 Jahren bei Online-Partien betrogen zu haben, nie jedoch in Präsenz am Schachbrett.

Carlsen meinte nun, dass Niemanns Fortschritt in Vor-Ort-Spielen ungewöhnlich sei. "Während unseres Spiels beim Sinquefield Cup hatte ich den Eindruck, dass er in den entscheidenden Phasen nicht vollständig fokussiert und auf das Spiel konzentriert war, während er mir mit den schwarzen Spielsteinen auf eine Art und Weise überlegen war, die ich nur von einem kleinen Personenkreis kenne. Das Spiel beim Sinquefield Cup hat dazu beigetragen, dass sich meine Perspektive auf das Thema geändert hat", sagte Carlsen.

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(APA/dpa)

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