Streamingtipps

90 Minuten sind genug für einen guten Film!

Nicht nur das Hollywood-Kino der Gegenwart tendiert zu Überlänge – zwei Stunden sind oft das Minimum. Dass es auch kurz und bündig gut geht, zeigen unsere Empfehlungen für filmische Quickies.

Was Katzen denken

Von Andy Mitchell, 2022, 67 min
Zu sehen auf Netflix (Doku); Disney+ (Garfield)

Katzenliebhaber haben es immer schon gewusst: Ihr Haustier ist so schlau wie ein Hund. Mindestens. Nur ist das Verhalten der Stubentiger noch nicht enträtselt – die Katzenforschung hinkt 15 Jahre hinterher. Dabei zählen die Felidae zu den zehn erfolgreichsten Säugetieren überhaupt. Sie haben schon vor Instagram die Herzen der Menschen erobert. Was sie noch können, zeigen die Katzenpsychologen in dieser Doku: Katzen kennen ihren Namen, erkennen ihre Besitzer. Und wer Geduld aufbringt, kann ihnen Kunststücke beibringen. Das beweisen zwei Dompteurinnen, die mit ihren Katzen bei „America's Got Talent“ ins Viertelfinale kamen. „Der Hund will einen zufriedenstellen“, sagen Maryna und Switlana Savitsky. „Die Katze sagt: Bring mich dazu!“
Die Doku „Was Katzen denken“ ist mehr als 70 Minuten Katzenvideos schauen. Sie ist genauso unterhaltsam. Und informativ. Wer denkt etwa beim Füttern daran, dass die Schnurrhaare nicht mit dem Bauchumfang mitwachsen – aber wichtig sind, um Engstellen auszumessen. Das erinnert an ein Missgeschick des Comic-Katers „Garfield“, der mit seinem Lasagne-Bäuchlein in der Katzenklappe hängen bleibt. In seinem Fall hilft ein Katzenfürzchen aus der Patsche. (i. w.)

Der Gott der Gemetzels

Von Roman Polanski, 2011, 80 min
Zu sehen auf Amazon Prime

Zwei Teenager geraten aneinander. Die Eltern wollen eine friedliche Lösung für den Streit – und den resultierten Zahnschaden. Bald geht es beim Schlichtungstreffen zu Kaffee und Kuchen ans Eingemachte. Christoph Waltz, Kate Winslet, Jodie Foster und John C. Reilly brillieren in Polanskis vergnüglicher, kammerspielhafter Verfilmung von Yasmina Rezas Stück. (her)

Reality

Von Quentin Dupieux, 2014, 87 min
Zu sehen auf Mubi bzw. auf Amazon Prime

Seit 2010 biegt der französische Surrealist und Ex-DJ Quentin Dupieux gefühlt jedes Jahr mit einem neuen Film um die Ecke, der mit clever konstruiertem Nonsens die Lachmuskeln strapaziert – und die 90-Minuten-Marke so gut wie nie überschreitet. Der Arthouse-Streamingdienst Mubi hat gleich drei wunderliche Miniaturen dieses Monty-Python-Jüngers im Repertoire, darunter die bizarre Hundeentführungsstory „Wrong“ und die skurrile Filmweltsatire „Reality“. Amazon birgt das beige getönte Krimikammerspiel „Au poste!“, mit dem belgischen Starkomiker Benoît Poelvoorde in einer schrulligen Hauptrolle. (and)

Mein Leben als Zucchini

Von Claude Barras, 2016, 66 min
Zu sehen auf Amazon

„Meine Mama trinkt gerne Bier“, sagt der Bub, der Zucchini genannt werden möchte, dem netten Polizisten in Claude Barras' schönem Stop-Motion-Animationsfilm. Dieser entstand nach einer (Erwachsenen-)Romanvorlage von Gilles Paris. Die betrunkene Mutter stürzt darin über eine Treppe. Und Zucchini kommt ins Waisenhaus. Trist ist dieser Film aber nicht, vielmehr sehr süß. Und ein wenig wehmütig – denn er vermittelt mit seinen feinfühlig gezeichneten Figuren, wie sehr sich Kinder anzupassen vermögen. Und wie sehr sie der Liebe bedürfen. (her)

Cold War

Von Paweł Pawlikowski, 2018, 88 min
Zu sehen auf Netflix

Wie erzählt man eine Liebesgeschichte, die sich über 15 Jahre erstreckt, in 88 Minuten – ohne ihr emotionales Gewicht zu verlieren? Der Pole Paweł Pawlikowski macht es in seinem Cannes-Beitrag „Cold War“ vor: Eine tragische Romanze über unglückselig Verflochtene in bildschönem Schwarz-Weiß, voller toller Volksmusik, Jazz-Balladen und postsowjetischem Polit-Blues, fantastisch besetzt mit Joanna Kulig und Tomasz Kot. (and)

Nicht auflegen!

Von Joel Schumacher, 2002, 78 min
Zu sehen auf Disney +

Ein gewissenloser PR-Mensch (Colin Farrell) wird von einem versteckten, rachsüchtigen Todesschützen in einer Telefonzelle festgehalten. Doch was will der eigentlich? Das gilt es 81 Minuten herauszufinden. Joel Schumachers klaustrophobischer Thriller kostete in der Herstellung nur 13 Millionen Dollar und spielte weltweit fast 100 Millionen ein. Für das kompakte Skript zeichnete der große Genre-Renegat Larry Cohen verantwortlich. (her)

Pickpocket

Von Robert Bresson, 1959, 75 min
Zu sehen auf Mubi

Kein Regisseur hat die kalligrafische Kunst, mit einfachsten filmischen Mitteln endlos viel zu erzählen, so gut beherrscht wie der Franzose Robert Bresson. In seinem Klassiker „Pickpocket“, das Porträt eines Taschendiebs im Geist von „Der Fremde“ und „Verbrechen und Strafe“, reichen meist ein Blick, eine Geste, ein Schnitt, ein Geräusch, um soziale Zusammenhänge, Schicksalsgefüge und Seelenwelten schlagartig in ihrer ganzen herzzerreißenden Komplexität offenzulegen. Nach nur 75 Minuten ist alles gesagt. (and)

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