Wie sich Tänzer, Tanzpädagoge und Musiker Futurelove Sibanda auf 47 Quadratmetern im 15. Wiener Bezirk eingerichtet hat.
Im Vorzimmer stapeln sich Schuhe aller Art: Tennisschuhe in verschiedenen Farben und Ausführungen, knöchelhohe Wanderschuhe, Stiefel, Schnürschuhe (der nächste Winter kommt bestimmt). „Ich gebe zu – ich habe einen Schuhfimmel. Wahrscheinlich deshalb, weil ich als Kind immer barfuß gegangen bin und erst mit 13 meine ersten Schuhe hatte“, erzählt der Tänzer und Tanzpädagoge Futurelove Sibanda, der am Konservatorium studierte und alljährlich beim Impulstanz-Festival zu sehen oder mit Wolfgang Ambros auf Tournee ist. „Außerdem bin ich ein erklärter Bücherwurm. Aber leider mangelt es mir eindeutig an Stauraum.“ Denn sein gemietetes Domizil im zweiten Stock eines guten alten Zinshauses in Wien Rudolfsheim-Fünfhaus misst stolze 47 Quadratmeter: Küche, Zimmer, kein Kabinett.
Musik-Raum

Umso präsenter ist die Musik – auch optisch – im Raum: Eine Bassgitarre lehnt in der Ecke, daneben das Mischpult, eine Handharfe aus Uganda ziert die Wand. Blickfang Nummer eins im Wohnschlafarbeitszimmer ist aber der schwarze Flügel, auf dem der Künstler seine Kompositionen für das nächste Album ausprobiert. Er thront hemmungslos und überdimensional im Raum und lässt alles andere verschwinden. „Das ist mein Baby, auf das ich sehr stolz bin. Außerdem freuen sich beim Musikmachen meine Nachbarn, obwohl ich sie leider kaum persönlich kenne.“ Hauptsächlich vom Sehen, wenn er sein Fahrrad im Hof abstellt – mit dem er im Sommer wie im Winter unterwegs ist. „Auch wenn es stürmt und schneit.“
Da zum Zinshaus-Idyll zwar die klassischen alten, aber nicht sanierten majestätischen Fenster gehören, wird es hier auch leicht kalt – und im Sommer heiß. „Da bin ich dann gern bei den Workshops des Impulstanz-Festivals.“ Der Blick aus den Fenstern auf die Sechshauser Straße fällt übrigens auf ein Haus mit Fassade in Schönbrunnergelb. Das dazugehörige Schloss liegt knapp eine Viertelstunde zu Fuß entfernt.
Mix and Match


Zum Ort, zur Person
Das Mobiliar ist ein kunterbuntes Mix and Match mit Stilbrüchen: Die Wandelemente in der Küche – in der nicht nur literweise Rooibostee, sondern auch ausgiebig afrikanisch und österreichisch gekocht wird – und das Bücherregal, in dem sich seine Lieblingsromane, aber auch Musikratgeber stapeln, wurden bei Willhaben ergattert. Hier finden sich nun Grimms Märchen neben Dantes „Divina Commedia“ und Musik-Klassikern wieder.
Und ein Teil der Einrichtung wurde gleich vom Wohnungsvormieter, einem Freund, mit der Wohnung mitübernommen. „Das war praktisch. Er ist ausgezogen und hat die meisten Möbelstücke, den Einbauschrank, das weiße Ledersofa und das Bett, nicht mit gesiedelt.“ Ihm war das nur recht. „Möbel sind mir nicht so wichtig“, meint Shibanda.
Auch die Tatsache, dass Schlafen, Essen, Komponieren und Tanzen in einem Raum stattfinden, tut seiner Kreativität keinen Abbruch. Obwohl er sich einen zweiten Raum, den er nur zum Arbeiten verwendet, schon seit längerer Zeit herbeisehnt. „Manchmal ist es hier eben schwierig für mich, Grenzen zu ziehen, Wohnen und Arbeiten strikt zu trennen.“ Was auch fehlt: der Blick auf Bäume, Blumen oder Wiese. „Deshalb muss meine nächste Wohnung auch im Grünen sein, mit einer großen Wohnküche – idealerweise am Stadtrand.“„Jung, leistbar, sympathisch“, wird Rudolfsheim-Fünfhaus oft beschrieben – und ist tatsächlich das Zuhause vieler Künstler, Studenten und Jungfamilien. Im Bestand kosten Wohnungen durchschnittlich 4788 Euro/m2, im Neubau 6701 Euro/m2.
Futurelove Sibanda stammt aus Simbabwe und kam der Liebe zur Musik wegen nach Österreich. Er studierte am Konservatorium und unterrichtet in Wien Tanz und Theater. Zudem ist er als Musiker tätig. www.futurelovesibanda.com