Javier Marías (1951–2022) in seinem Arbeitszimmer in Madrid im Dezember 2017.
Literatur

Javier Marías‘ letzter Roman: Darf man töten, um zu schützen?

Ein einziger Mord gegen den Tod von vielen? Diese ethische Frage verhandelt der Spanier Javier Marías in seinem letzten Werk, das Bildungs- und Spionageroman intelligent miteinander verknüpft.

Verschlungen und verschachtelt sind seine legendären Langsätze. Ganz so, als würden sie stetig tiefer in ein Labyrinth führen. Und ohne es wirklich gemerkt zu haben, landet man nach deren Anhäufung tatsächlich an einem Ort, der schier ausweglos anmutet. Nichts täuscht daher in den Büchern des jüngst verstorbenen spanischen Autors Javier Marías über eine zumeist unauflösbare Komplexität der Verhältnisse hinweg. Zum einen, weil er uns immer wieder in eine uns fremd gewordene, historische Vergangenheit führt, zum anderen, weil sich seine Figuren nicht selten mit schwierigen moralischen Abwägungen konfrontiert sehen.

Ebenfalls in seinem letzten, posthum erschienenen Prosawerk, „Tomás Nevinson“, treffen wir auf jene altbewährten Konstanten seines Schreibens – sowie einen zumindest seinen Stammleser:innen bekannten Protagonisten. Bereits in „Berta Isla“ (2022) lernten sie ihn kennen, der einer Haftstrafe nur entgehen kann, indem er sich zu einer Mitarbeit im britischen Geheimdienst verpflichtet. Und dies zulasten der Liebe mit der titelgebenden Heldin. Ahnungslos über seine Agententätigkeit während des Kriegs auf den Falklandinseln, kann sie nur warten, mit all der Ungewissheit über Trug und Wirklichkeit ihres Partners.

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