Trainer und internationaler Wettkämpfer Antonio Stanic mit Nachwuchstalent Laurin Malik beim Training des Brazilian Jiu Jitsu in Wien.
Brazilian Jiu Jitsu

Wie Kinder zu (mentalen) Kämpfern werden

Wer sich im Brazilian Jiu Jitsu versuchen möchte, muss andere würgen, hebeln, halten. Wer in dem „menschlichen Schach“ aber wirklich Erfolg haben will, kämpft mit sich selbst.

„Hund – Flamingo – Frosch – Elefant“, tönt es aus dem Sportstudio. Nach jedem Kommando klatschen Hände auf den Boden, strecken sich Beine durch, werden Arme verdreht. Weiße Kimonos werfen Falten. Der Grund dafür ist ein Geschicklichkeitsritual. Das Ziel: die genannten Tiere schnellstmöglich nachzustellen. Wer zu langsam ist, muss abklatschen und den Trainingsraum verlassen. So lange, bis nur noch ein Kind übrig ist, das den Tagessieg davonträgt. Dabei ist es gar nicht das Gewinnen, das die Buben und Mädchen im Alter zwischen vier und acht Jahren zum Brazilian Jiu Jitsu treibt. „Sie lernen, sich zu wehren – vor allem im Bodenkampf –, ohne Schläge und Tritte zu gebrauchen“, sagt Antonio Stanic. Stattdessen wird gehalten, getrickst, gehebelt, gewürgt. In erster Linie aber: strategisch gedacht.

„BJJ wird auch menschliches Schach genannt: Das Kämpfen hat nichts mit Aggressivität zu tun, sondern mit innerer Balance und Weitsicht“, sagt der Athlet, der als einer von nur 15 Menschen in Österreich den schwarzen Gürtel der Disziplin – ihren höchsten Grad – trägt. Dazu einen schwarzen Kimono, auch Gi genannt. „In unserem Hauptquartier im kalifornischen San Diego dürfte ich das nicht“, räumt er ein. „Es geht bei diesem Sport um Respekt vor dem Gegenüber und darum, mit sich selbst im Reinen zu sein, ein schmutziger Anzug passt da nicht ins Bild.“ Soweit die Philosophie.

In der Praxis gestaltet es sich durchaus schwierig, ihn sauber zu halten – insbesondere unter Erwachsenen, die sich teils minutenlang ineinander verkeilen, an Armen und Ellbogen über den Boden schleifen und versuchen, sich gegenseitig die Luft ab- und Gelenke durchzudrücken. Fertigkeiten, auf die längst viele Soldaten der Navy Seals und Mixed-Martial-Arts-Kämpfer zurückgreifen – und denen sich nun immer mehr Kindergarten- und Schulkinder annähern.

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