Am Herd

Wehe, du sprichst über Meloni!

Ich halte die Welt und ihre Probleme also weitgehend auf Distanz, die Klimakrise, den Krieg, die Pandemie, den erstarkenden Faschismus und ich bin ein bisschen stolz auf mich, weil mir das sehr oft gelingt, weil ich auf die Frage: „Wie geht es dir?“ sagen kann: „Gut“. Und nicht: „Den Umständen entsprechend“.

Neulich bin ich bei Regen aus dem Haus gegangen. Wenn es regnet, muss ich an zu viele Dinge denken. Man muss immer an zu viele Dinge denken, an den Schlüssel, an die Geldtasche, ans Handy, seit zwei Jahren auch noch an die Maske und an den Laptop, weil man manchmal zu Hause arbeitet. Dazu noch an den Regenschirm und den Schal, das überfordert mich.

Wenn es regnet, muss ich außerdem mit der U-Bahn fahren. Das bedeutet, dass ich hustenden und den Rotz hochziehenden Menschen gegenübersitzen muss, die hoffentlich eh alle nur eine banale Erkältung haben, vielleicht aber auch nicht, und dass der tropfende Knirps, den ich zwischen meine Füße gelegt habe, meine Hosenbeine nass macht.

Meine Italiener! Ich weiß, das sind First-World-Problems. Aber erstens lebe ich nun einmal in der ersten Welt und zweitens bin ich eh meistens tapfer: Ich versuche die exponentiell steigenden Coronazahlen mit Galgenhumor zu nehmen. Ich vertiefe mich in die Details zum Ukraine-Krieg nur dann, wenn die Russen gerade wieder eine Schlappe einstecken mussten. Ich denke nicht darüber nach, was all das Methan, das den kaputten Pipelines entweicht, in der Atmosphäre anrichtet, und ich untersage meinem Mann, mir gegenüber den Namen Meloni zu erwähnen, weil Italien nun einmal mein Sehnsuchtsland ist und nicht sein kann, was nicht sein darf.

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