Buchbesprechung

„Sisi“: Diese Schöne war auch Biest

Karen Duve ist selbst begeisterte Reiterin und besitzt ein ziemlich dickes und wildes Pferd.
Karen Duve ist selbst begeisterte Reiterin und besitzt ein ziemlich dickes und wildes Pferd.(c) Kerstin Ahlrichs
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Karen Duve festigt in „Sisi“ das Bild einer Frau zwischen Charme und Manipulation, die mit knapp 40 ihr Glück auf Erden fast nur noch auf dem Rücken von Pferden findet.

Kaum etwas fasziniert Medienkonsumenten so sehr wie das Thema der schönen Prinzessin, gefangen im Schloss, umgeben von Drachen. Das gilt etwa für Lady Diana, vor allem aber gilt es für Kaiserin Elisabeth, von der die Filmbranche derzeit gar nicht genug bekommt: von der ORF-Serie „Sisi“ über Marie Kreutzers Film „Corsage“ bis zur neuen Netflix-Serie, „Die Kaiserin“.

Mitten in diesem royalen Taumel, der durch das Begräbnis der Queen noch angeheizt wurde, erscheint „Sisi“, der Roman der deutschen Schriftstellerin Karen Duve. Eigentlich, so Duve, habe sie einen Roman über Pferde schreiben wollen, es sei aber doch einer über Kaiserin Elisabeth geworden. Klingt weit hergeholt, ist es aber nicht. Denn Sisi war eine ebenso begnadete wie besessene Reiterin, die ihr Glück auf Erden zunehmend nur noch auf dem Rücken von Pferden fand. Sie war charmant, aber auch eine Manipulatorin, die die Mitglieder ihrer Entourage gegeneinander ausspielte und fallen ließ, wenn es ihren Interessen diente. Diese Schöne war auch Biest.

Zuckerbrot und Peitsche. „Sisi“ ist zur selben Zeit angesiedelt wie Marie Kreutzers „Corsage“: 1876/77, als Sisi sich ihrem 40. Geburtstag nähert (am 24. Dezember 1877) und ihre Angst vor dem Alter sowie ihr Schönheits- und Schlankheitswahn einen Höhepunkt erreichen. Die Frau, die sich zeit ihres Lebens einen Taillenumfang von 51 Zentimetern erhielt und trotz aller Qualen auf ihren meterlangen Haaren bestand, betrachtete Essen als Zumutung, verabscheute dicke Frauen und verlangte von ihrer Umgebung absolute Anbetung. Diese sicherte sie sich mit Zuckerbrot und Peitsche, mit Charme, Gleichgültigkeit und manchmal erstaunlicher Brutalität: „Alles ist ihr gestattet, . . . denn sie ist einzigartig, und die Welt geht sie nichts an.“

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