Das alte Amerika: Bob Dylan, „Wayside Tavern“, 2021.
Kunst

Bob Dylan als bildender Künstler: Rendezvous mit Botticellis Nichte

Der Literaturnobelpreisträger wirkt auch als bildender Künstler. „Mondo Scripto“ heißt seine jüngste Serie.

Seit 2018 hat er das Lied wieder im Programm, der nun 81-jährige Wandersänger, spielt es bei jedem Konzert, wohl auch heute in Flensburg: „When I Paint My Masterpiece“, geschrieben 1971, als Bob Dylan nach einer kreativen Krise – und einer Zeit als Hausmann – allmählich wieder zu Inspiration fand. Es ist ein Reiselied, wie viele seiner Lieder, ziemlich verschmitzt, es beginnt in den Straßen von Rom, wo er, zumindest in der ersten Version, ein Rendezvous mit Botticellis Nichte hat. Sie verspricht ihm, dass sie dabei sein wird, wenn er sein Meisterstück malt. Und überhaupt, dann wird alles anders . . .

Seltsam, dachte sich mancher Dylan-Fan damals: Warum singt er nicht davon, sein meisterhaftes Lied oder Gedicht zu schreiben? Gewiss, 1970 hatte er für das Cover seines schlampigen Albums „Self Portrait“ ein Ölbild gemalt, das ihn selbst zeigte, mit dem Gesicht eines traurigen Clowns, aber das war doch nur Tändelei, oder? War es nicht.

Ordnung ins Chaos. 1972 veröffentlichte er seine Songtexte als „Writings & Drawings“, wobei die paar Zeichnungen (etwa ein Hund mit Menschengesicht und Halskette für „If Dogs Run Free“) eher wie eilige Karikaturen anmuteten. Dann sah man lang nichts vom bildnerischen Künstler Bob Dylan. 1994 erschien ein Buch namens „Drawn Blank“ mit Bildern, die er, so Dylan selbst, gezeichnet hatte, um sich zu entspannen und seinen Geist zu konzentrieren, während er durch Amerika reiste. Später, in seinen „Chronicles“ (2004), erklärte er es so: „Not that I thought I was a great drawer, but I did feel like I was putting an orderliness to the chaos around.“

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