Zwischentöne

Regie-Müll erstickt die Oper. Nicht alle wollen da mitmachen

Philippe Jordan
Philippe Jordan(c) imago/SKATA (imago stock&people)
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In einem Rundumschlag gegen die Umtriebe der Regisseure erläuterte Staatsopern-Musikchef Philippe Jordan, warum er nicht über 2025 bleibt.

„Ach, ich guck einfach nicht hin“, meinte einst Christian Thielemann auf meine Frage, wie er es mit den verrückten Inszenierungen halte, zu denen er immer öfter gezwungen war, Musik zu machen. Genau betrachtet hat die ästhetischen Gräueltaten der Regisseurszunft offenbar aber Philippe Jordan. Der Musikdirektor der Wiener Staatsoper hat in der Sonntagsausgabe des „Kurier“ resigniert festgestellt: Er hätte sich der Illusion hingegeben, im Musiktheater noch etwas Sinnvolles erreichen zu können – und nun müsse er erkennen, dass dies ein Irrglaube gewesen sei. Fazit: Jordan wird sich 2025 nach Ablauf seines Vertrags aus Wien verabschieden.

Offenkundig haben ihn die szenischen Realitäten der von ihm geleiteten Staatsopern-Premieren so wenig befriedigt, dass ihm die Entscheidung leichtfiel, künftig mehr auf dem Konzertpodium wirken zu wollen.

Obwohl Jordan im Gespräch mit Gert Korentschnig ausdrücklich nur über seine persönliche Befindlichkeit im Umgang mit dem allseits gepflogenen Regisseursunwesen spricht, lässt die Ankündigung aufhorchen, dass der Dirigent nicht daran denkt, den Kurs einer vom damaligen Kulturminister Drozda so genannten „Oper 4.0“ weiter mitzutragen. Direktor Bogdan Roščić stellt in einer knappen Reaktion auf das Interview seines Musikdirektors die Dinge anders dar. Er sagt über Jordan: „Er wollte seinen Vertrag gern verlängern, was mir aber aus anderen Gründen nicht möglich war.“

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