Premiere

„Onkel Wanja“: Hoffnungslos lustig mit Tschechow

Armer, armer Onkel Wanja! Georg Schubert als Titelheld, Michaela Kaspar als schöne Elena.
Armer, armer Onkel Wanja! Georg Schubert als Titelheld, Michaela Kaspar als schöne Elena.(c) Anna Stöcher
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Im Theater an der Gumpendorfer Straße macht der Litauer Arturas Valudskis „Onkel Wanja“ zur köstlich absurden Komödie.

Der Mann grunzt wie ein Schwein. Es ist das verzweifelt helle Lachen des Titelhelden in Anton Tschechows „Onkel Wanja. Szenen aus dem Landleben in vier Akten“. In solcher Stimmlage vermittelt Georg Schubert als unglücklicher Gutsverwalter, die Lage sei hoffnungslos, aber nicht ernst. Spätestens jetzt stellt sich die Entscheidungsfrage: Ist es eine Komödie – ist es eine Tragödie? Tschechow lässt sie im Zweifel offen.

Sein Drama „Der Waldschrat“ von 1889 war noch ein zauberhaftes Lustspiel. Vom sieben Jahre später daraus entwickelten Meisterdrama „Onkel Wanja“ kann man das nicht behaupten. Soll der (Anti-)Held einen Kontrahenten abknallen? Soll er sich am Ende selbst erschießen? Werden sie am Land endlich „Ruhe finden“, wie seine Nichte Sonja (Ida Golda), die so wie Wanja von ihrem Vater (Jens Claßen) ausgebeutet wird, im Schlusssatz hofft? Geschmackssache.

Regisseur Arturas Valudskis hat sich für eine grelle Komödie entschieden. Als ob Tschechow das absurde Theater begründet hätte, mit einem Übermaß an Slapstick, sonderbar stilisierten Tänzen und verfremdeten Liedern. Auch das bedeutet Ambiguität: War die Premiere am Samstag im Wiener TAG mit zweieinhalb Stunden (samt Pause) zu lang? Oder braucht man so viel Zeit, um den Ennui des im Abstieg befindlichen russischen Landadels in der Ukraine konkret zu erzeugen? Geschmackssache.

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