Kritik

Staatsoper: Ein Rigoletto, den man nicht vergisst

Simon Keenlyside beeindruckte in der Wiederaufnahme am Samstag.

Es war eine Premiere, die Opernfreunden lang in Erinnerung blieb: Simon Keenlyside hatte 2014 Verdis „Rigoletto“ nur im ersten und zweiten Akt gesungen, musste sich im dritten ersetzen lassen. Am Samstagabend aber konnte man ihn durchgehend als jenes waidwunde Tier erleben, als das er Verdis Titelheld interpretiert. Durch seine subtile Gestaltung machte er sichtbar, dass Rigoletto ein Trauma hinter sich hat und ein gebrochener Mann ist – nicht erst, nachdem ihm die Tochter geraubt wird.

Die Angst und das Grauen vor dem, was um ihn abläuft, war ihm ins Gesicht und in die Klangfarbe der Stimme geschrieben, die er wohldosiert und niemals kraftstrotzend einsetzte. Vielmehr konzentrierte er sich auf feine Schattierungen, die die Seelenqual und den Vergeltungswillen des Hofnarren umso bedrückender machten.

Das Auftrumpfen war dafür ganz die Sache von Benjamin Bernheim, der sich erstmals im Haus am Ring als Herzog vorstellte. Er schöpfte vokal aus dem Vollen: Raumgreifend sein glänzender Tenor, mit großem Schmelz, den er jedoch nie um des reinen Effekts willen einsetzte. Mit beeindruckender Leichtigkeit machte er seine Auftrittsarie und „La donna è mobile“ zum Hörgenuss. Einen solchen lieferte auch Erin Morley als Gilda, die bereits bei der Premiere der Produktion von Pierre Audi dabei war. Mit rundem Klang und klaren Koloraturen machte sie ihr Verlangen hörbar, aus dem sicheren Heim auszubrechen, das bei Audi ein von der Decke schwebender Raum ist, der einem Vogelkäfig gleicht. Ihr „Caro nome“ wurde zur Liebeserklärung voll sanftem, aber vollem Klang. Innig ihre Duette mit Keenlyside und Bernheim, aber auch die Sterbeszene vor dem Haus von Sparafucile. Von Evgeny Solodovnikov, der diesen Gauner sang, hätte man sich mehr Eindringlichkeit erwartet.

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