Geheimdienst-Bericht

Russische Mobilisierung: Was tun mit den Tausenden Rekruten?

Ein von der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass veröffentlichtes Bild von Mitte September von eingezogenen Rekruten der russischen Armee, die Training in der Region Donezk erhalten.
Ein von der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass veröffentlichtes Bild von Mitte September von eingezogenen Rekruten der russischen Armee, die Training in der Region Donezk erhalten.IMAGO/ITAR-TASS
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Britische Geheimdienste orten Schwierigkeiten beim russischen Militär, die neu mobilisierten Soldaten auszubilden und Offiziere für die Führung neuer Einheiten zu finden. Im Osten des Landes musste ein Militärkommissar seinen Posten räumen.

Bei seiner Teilmobilmachung stößt Russland nach Einschätzung britischer Geheimdienste auf erhebliche Probleme. Eingezogene Reservisten würden sich derzeit übergangsweise in Zeltlagern versammeln, hieß es am Montag im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Das deute daraufhin, dass das Militär Schwierigkeiten habe, die Rekrutierten auszubilden und Offiziere für die Führung neuer Einheiten zu finden.

Die Geheimdienste gehen außerdem stark davon aus, dass seit der Verkündung der Teilmobilmachung am 21. September auch bereits Russen eingezogen wurden, die eigentlich nicht unter die Definition der Rekrutierungswelle fallen.

Putins ungewöhnlich rasches Eingeständnis der Probleme

Sogar der russische Präsident Wladimir Putin habe eine Woche später vor seinem nationalen Sicherheitsrat eingestanden, dass Fehler passiert seien, und gewarnt, diese dürften nicht erneut passieren. Die Briten sehen dieses Eingeständnis als Zeichen für erhebliche Probleme. Regionale Offizieren wüssten mutmaßlich nicht über den exakten Rahmen oder die Ziele der Mobilmachung Bescheid.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Montag meldete, ist der Militärkommissar der Region Chabarowsk im Fernen Osten Russlands seines Amtes enthoben worden, nachdem die Hälfte des neu mobilisierten Personals nach Hause geschickt worden war, weil es die Einberufungskriterien nicht erfüllte, das gab der Gouverneur der Region bekannt.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

Donezk-Separatistenführer optimistisch

Die Besatzer gehen davon aus, dass eine russische Großoffensive im Osten und Süden der Ukraine beginnen wird, sobald der russische Föderationsrat die Zustimmung der Annexion der vier ukrainischen Gebiete gegeben hat. Der Separatistenführer Denis Puschilin in Donezk zeigte sich im Staatsfernsehen am Montag zuversichtlich, dass sich die Lage an der Front zugunsten der Besatzer entwickeln werde. Durch die Teilmobilmachung komme neues Personal und auch neue Technik in die Kampfgebiete, sagte er. "Deshalb wird sich das Bild dessen, was an der Front passiert, ändern. In positiver Hinsicht", sagte Puschilin nach zahlreichen Niederlagen der russischen Armee, die am Wochenende auch die strategisch wichtige Stadt Lyman aufgegeben hatte. Erfolge gebe es etwa schon jetzt im Raum Bachmut, meinte Puschilin.

(APA/dpa)

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