Prognose

Unternehmen rechnen mit steigender Beschäftigung

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Heimischen Arbeitgebern gelingt es, wieder positiv in die Zukunft zu blicken. Mit einem Nettobeschäftigungsausblick von 22 Prozent prognostizieren sie einen starken Arbeitsmarkt für das vierte Quartal.

In Österreich wurden mit Ende September 306.159 Menschen beim AMS als arbeitslos oder in Schulung gemeldet, verkündet Arbeitsminister Martin Kocher am Montag zur aktuellen Situation am Arbeitsmarkt. Im Vergleich zum Vorjahr befinden sich 32.000 Personen weniger in Arbeitslosigkeit, sagt er. Insgesamt sei die Arbeitslosenquote mit 5,7 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit 2008. Dieser Rückgang wirkt sich auch auf die Stimmung in Unternehmen aus, zeigt das aktuelle Arbeitsmarktbarometer der Manpower-Gruppe. Vierteljährlich werden 40.000 Arbeitgeber - davon 505 Unternehmen in Österreich - befragt, wie die Arbeitsmarktentwicklung einzuschätzen ist.

Die Prognose zeichnet ein durchwegs positives Bild: Mit größter Zuversicht (Plus 35 Prozent) blickt man in Vorarlberg in das bevorstehende Geschäftsquartal, gefolgt von Oberösterreich (Plus 27 Prozent), der Steiermark (Plus 26 Prozent) und Salzburg (Plus 24 Prozent). Diese Bundesländer sind hervorzuheben, da sie über dem durchschnittlichen Nettobeschäftigungsausblick von 22 Prozent liegen.

Der Ausblick berechnet sich aus dem Prozentsatz jener Unternehmen, die im nächsten Quartal einen Beschäftigungsanstieg erwarten, abzüglich des Prozentsatzes jener, die einen Beschäftigungsrückgang prognostizieren. Auch gegenüber dem laufenden Quartal sei man in Österreich positiv gestimmt: 36 Prozent der Unternehmen geben an, eine Steigerung der Beschäftigtenzahlen zu erwarten und nur 15 Prozent rechnen damit, die Gesamtbeschäftigung zu verringern. Knapp die Hälfte geht davon aus, im Status Quo verweilen zu können.

„Wir sind in einer noch nie dagewesenen Situation“, sagt Erich Lehner, Partner bei EY, „in der sich ein Nebel vor uns aufgebaut hat. Wir wissen einfach nicht, wie sich Inflation und Arbeitsmarktsituation weiter entwickeln wird. Es bleibt also keine andere Möglichkeit, als positiv in die Zukunft zu blicken.“ Deshalb müsse auch weiter investiert werden, denn das Wichtigste sei es - auch in Zeiten von Teuerung - qualifizierte Arbeitskräfte bekommen und halten zu können.

Er vergleicht die Rahmenbedingungen mit der Pandemie-Situation, in der auch lange unklar war, wie sich der Arbeitsmarkt verändern wird: „Unternehmen wussten lange nicht, ob es sich lohnt, die Mitarbeitenden zu halten. Jetzt bekommen sie dafür die Rechnung präsentiert: Gekündigte Angestellte hatten oft keine andere Möglichkeit, als sich umzuschulen und neu zu orientieren. Ein Großteil davon wird auch nicht mehr bereit sein, zurückzukommen.“

Obwohl es eine große Herausforderung sei, bei steigenden Energie-, Liefer- und Personalkosten in die Beschäftigung zu investieren, müssten langfristige Ziele priorisiert werden, sagt der Arbeitsmarktexperte, denn er ist der Überzeugung, dass „in ein bis zwei Jahren mit einer Erleichterung zu rechnen ist.“

Für viele zahlt es sich nicht mehr aus, aufzusperren

In neun der elf untersuchten Branchen vertraue man darauf, die Zahl der Beschäftigten anheben zu können. Dienstleistungssektor (Plus von 44 Prozent) und Informations- und Kommunikationsbranche (Plus von 37 Prozent) schaffen es, das Ranking anzuführen. Gefolgt von Bauwesen und Handel (Plus von 29 bzw. 26 Prozent).

Doch nicht in jeder Branche sind positive Entwicklungen vorherzusehen. Besonders in der Gastronomie und Hotellerie sei mit einem Rückgang von 44 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal zu rechnen. Auch im Bereich Banken und Finanzwesen sind die Erwartungen mit einem Minus von zwölf Prozent abgeschwächt.

„In der Gastronomie wird die kommende Saison ohne ausreichend Fachpersonal viele dazu zwingen, umdenken zu müssen. Denn der Mangel am Arbeitsmarkt ist vor allem in ländlichen Bereichen bereits spürbar. Für den Fleischer nebenan zahlt es sich nicht mehr aus, am Samstag aufzumachen oder Einzelbestellungen anzunehmen. Auch Tische und ganze Lokalräume bleiben unbesetzt, weil es nicht gelingt, ausreichend Servierkräfte zu finden“, sagt Lehner.

Spitzenreiter in der EMEA-Region ist Schweden

Insgesamt sei es notwendig, positiv in diesen Umschwung zu gehen, sagt er, und erklärt sich damit auch den Anstieg des Nettobeschäftigungsausblicks. Auch, wenn es darum geht, die Jungen anzusprechen: In seinem Unternehmen setze man darauf, Arbeitszeitmodelle aufzudröseln.

Mittlerweile habe man sich so umstrukturiert, um bis zu 50 unterschiedliche Arbeitszeitmodelle anbieten zu können, bis zu 20 Stunden pro Jahr „Workaction“ - also die Möglichkeit, komplett ortsunabhängig zu arbeiten und auch Sabbatical unter gewissen Voraussetzungen zu verlängern. „Diese Transformation ist durch die Pandemie signifikant beschleunigt worden“, sagt er und ist überzeugt, auch von der aktuellen Krise nützliche Erkenntnisse mitzunehmen.

Sich an Vorbildern zu orientieren, sei dabei auch förderlich. Denn im EMEA-Vergleich (EMEA steht für den Wirtschaftsraum Europa, Naher Osten und Afrika) sind es die nordischen Länder - wie Spitzenreiter Schweden (Plus von 34 Prozent zu erwarten) und Norwegen (33 Prozent) -, die es schaffen, mit der positivsten Haltung in das vierte Quartal zu blicken.

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