Bei der Parlamentswahl führte Ex-Premier Borissow seine Bewegung zurück an die Spitze. Doch eine Regierungsbildung wird schwierig.
Belgrad/Sofia. Ausgelassen feierten Sonntagabend die Fans von Ex-Premier Bojko Borissow auf dem Sofioter Witoscha-Boulevard das vermeintliche Comeback von Bulgariens Seriensieger. „Wir wollen Bojko, wir wollen Bojko!“, skandierten die mit Bussen aus der Provinz herangekarrten Anhänger der rechten Gerb-Partei: Gerb-Chef und Wahlsieger Bojko Borissow hatte sein magerer Triumph bei der bulgarischen Parlamentswahl hingegen die Sprache verschlagen. „Danke an alle, die uns unterstützt haben“, lautete seine wortkarge Facebook-Botschaft in der Wahlnacht.
Mit 25,34 Prozent hat seine Gerb-Partei bei der vierten Parlamentswahl in 18 Monaten ihre im vergangenen Jahr verlorene Position als stärkste Kraft im Balkanstaat zurückerobert. Doch nicht nur wegen der fehlenden Aussicht auf eine stabile Regierungsmehrheit kann sich der langjährige Ex-Premier über den Pyrrhussieg kaum freuen. Sondern dieser Urnengang hat auch den rasanten Schwund seiner lang als loyal geltenden Wahlklientel bestätigt. Machten bei der Parlamentswahl im Jahr 2017 noch 1,14 Millionen bei der Gerb-Partei ihr Kreuz, ist deren Zahl in fünf Jahren um über die Hälfte geschrumpft.