Ein Bonus für Versager

Die gescheiterten Vorstände des Wiener Flughafens bekommen ein Jahresgehalt und nette Konsulentenjobs. Was müssen Manager anstellen, um ohne Taschengeld verabschiedet zu werden?

Natürlich ist es nicht angenehm, so kurz vor den Feiertagen seinen Job zu verlieren. Doch Herbert Kaufmann, jüngst gefeuerter Vorstand des Wiener Flughafens, wird wohl trotzdem nicht auf die Weihnachtsgans und den Skiurlaub verzichten müssen. Mindestens ein Jahresgehalt bekommt der Manager mit auf den Weg. Dafür wird er dem Flughafen als Berater zur Verfügung stehen.

Na fein. Wieder einer weniger, um den sich die Armutskonferenz Sorgen machen muss. Kaufmanns Kollegen im Flughafen-Vorstand, Ernest Gabmann und Gerhard Schmid, gehen ein Jahr später zu etwa gleichen Bedingungen. Auch sie dürfen noch eine Zeitlang Konsulenten spielen. Der Aufsichtsrat freut sich über diese billige Lösung. Aktienrechtliche Verfehlungen, die es ermöglicht hätten, das Trio ohne Taschengeld nach Hause zu schicken, seien leider nicht gefunden worden, hieß es.

Wirklich nicht? Was genau soll ein Vorstand sonst noch anstellen? Zur Erinnerung: Die Führungscrew verantwortet die Verdoppelung der Baukosten beim Terminal Skylink. Statt budgetierter 402 Millionen Euro wird der Bau mindestens 830 Millionen kosten. Fast eine halbe Milliarde Euro hat sich unterwegs in Luft aufgelöst. Der Rechnungshof fand eine Reihe von möglicherweise strafrechtlich relevanten Seltsamkeiten, die Staatsanwaltschaft Korneuburg ermittelt. Nur der Flughafen-Aufsichtsrat erteilte die Absolution.

Ganz ähnlich lief es bei der Verabschiedung des ehemaligen ÖBB-Generaldirektors Martin Huber, der zuvor mit windigen Immobiliengeschäften ein wenig Kleingeld verdient hatte, und bei Ex-Hypo-Chef Franz Pinkl, der als Trostpreis für zehn Monate Fron zwei Millionen Euro kassierte.

Ja, stimmt, es gibt Verträge, die eingehalten werden müssen. Doch es gibt auch eine Sorgfaltspflicht für Vorstände. Nur weil einer der Chef ist, darf er nicht von allen Konsequenzen seines Tuns verschont bleiben.

Die Bedingungen der staatsnahen Wirtschaft begünstigen solche Deals. Aber das Grundproblem existiert auch in privaten Unternehmen. Vorstände werden von Aufsichtsräten kontrolliert, die selbst mehrheitlich in Vorständen sitzen. Es ist eine kleine Kaste. Man kennt einander, man tut einander nicht weh. Deshalb kommen absurde Gehälter zustande (für die dann, ein guter Witz, ausgerechnet der Markt verantwortlich gemacht wird), und deshalb muss auch kaum ein Manager für die Katastrophen geradestehen, die er verursacht hat.

Es geht nicht um Rache, auch nicht um Wiedergutmachung. Kaufmann, Gabmann, Schmid und andere Minderleister können das angerichtete Fiasko nicht mehr ungeschehen machen, und es nützt niemandem, wenn die Herrschaften zu Sozialfällen werden. Worum es geht, ist ein wenig mehr Gerechtigkeit. Spitzengagen im oberen Management werden gern mit der ach so großen Verantwortung begründet – also muss diese Verantwortung auch irgendwann gelten. Es wäre Zeit für einen Präzedenzfall. Für den Flughafen Wien ist es leider zu spät.

rosemarie.schwaiger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2010)

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