OECD-Studie

Langes Studium und hohe Gehälter für österreichische Lehrer

 Pädagogen verdienen in Österreich zu jedem Zeitpunkt ihrer Karriere und in allen Schultypen mehr als im OECD-Schnitt.
Pädagogen verdienen in Österreich zu jedem Zeitpunkt ihrer Karriere und in allen Schultypen mehr als im OECD-Schnitt. Clemens Fabry
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Österreich gibt wenig Geld für Bildung aus. Die Bezahlung der Lehrer ist aber gut. Das zeigt die OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“.

Für die heimische Bildungspolitik war die OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“ schon des Öfteren eine willkommene Argumentationshilfe. Im Jahr 2013 beispielsweise. Damals halfen die Zahlen der damaligen Bildungsministerin, Claudia Schmied (SPÖ), im Kampf um ein neues Lehrerdienstrecht. Denn international gesehen, das belegte die Studie, würden Österreichs Lehrer wenig Stunden unterrichten, aber zu jedem Zeitpunkt ihrer Karriere besser als ihre Kollegen in anderen Nationen verdienen.

Daran hat sich heute, neun Jahre später, nicht viel geändert. Trotz des bereits länger wirksamen neuen Dienstrechts. Mittlerweile will aber schon lang kein Bildungsminister mehr am heiklen Thema Lehrerarbeitszeit anstreifen. Der zunehmende Mangel an Pädagogen ist heute das dominierende Thema. Der hängt nicht unwesentlich mit der neuen Lehrerausbildung zusammen. Das Studium hat sich dadurch nämlich deutlich verlängert. Die Lehrerausbildung ist damit auch international gesehen vergleichsweise lang. Das belegt die OECD-Studie und liefert damit mehr den Kritikern und weniger dem aktuellen Bildungsminister, Martin Polaschek (ÖVP), Argumentationshilfe.

Auf den 460 Seiten finden sich aber auch abseits dessen interessante Fakten:

► Lehrerausbildung. Der Bildungsminister will die Dauer der Lehrerausbildung nicht infrage stellen. Im internationalen Vergleich fällt das Urteil aber eindeutig aus: Die Ausbildungsdauer der österreichischen Lehrer liegt über dem Schnitt anderer OECD-Länder. Hierzulande wird man in sechs Jahren zum voll ausgebildeten Sekundarstufenlehrer (Mittelschule, AHS, BMHS). In jenen Ländern, in denen Lehramtsstudierende wie hierzulande parallel theoretische und praktische Ausbildung erhalten, liegt sie im OECD-Schnitt bei 4,6 Jahren. In jenen Ländern, in denen zunächst das Fachstudium und dann die praktische Ausbildung erfolgt, sind es 5,1 Jahre.

► Lehrergehälter. Der bereits in der Vergangenheit erstellte Befund über die Lehrergehälter hat sich nicht verändert. Pädagogen verdienen in Österreich zu jedem Zeitpunkt ihrer Karriere und in allen Schultypen mehr als im OECD-Schnitt. Lag 2021 bei Volksschullehrern schon das Einstiegsgehalt mit rund 48.000 US-Dollar (kaufkraftbereinigt) pro Jahr über dem OECD-Schnitt von 36.100 Dollar, ist der Abstand beim Höchstgehalt mit rund 83.900 US-Dollar noch größer (OECD: 59.900). Ähnlich verhält es sich in der Sekundarstufe I (Österreich: rund 47.900 Start-, rund 89.600 Endgehalt; OECD: 37.000 bzw. 62.700) und der AHS-Oberstufe (Österreich: 47.900 bzw. 95.200 US-Dollar; OECD: 39.000 bzw. 65.000 US-Dollar).Wobei der Schein hier doch etwas trügt. Denn im Vergleich zu anderen Hochschulabsolventen im jeweiligen Land stehen Lehrer in Österreich vergleichsweise schlecht da: So verdient ein Lehrer in der Volksschule 72 Prozent vom durchschnittlichen Akademikergehalt, in der Sekundarstufe I sind es 81 und in der AHS-Oberstufe 93 Prozent (OECD: 86 bzw. 90 und 96 Prozent).

► Unterrichtszeit.

Das Bild in puncto Unterrichtszeit ist ein differenziertes – abhängig vom Schultyp. Volksschullehrer müssen in Österreich etwas mehr unterrichten als ihre Kollegen im Ausland. Während es hierzulande 796 Stunden pro Jahr sind, liegt der OECD-Schnitt bei 784 Stunden (siehe Grafik). In Mittelschulen und AHS-Unterstufen stehen dagegen die österreichischen Lehrer jährlich fast 100 Stunden kürzer in der Klasse. In der AHS-Oberstufe bzw. in den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen sind es 90 Stunden. Die Zahl der Unterrichtstage liegt in Österreich mit 181 in allen Schulformen knapp unter dem OECD-Schnitt.

► Bildungsausgaben. Es stand bei dem internationalen Vergleich auch die Finanzierung des Bildungssystems im Fokus. Die Bildungsausgaben lagen in Österreich gemessen an der Wirtschaftsleistung 2019 knapp unter dem OECD-Schnitt: In Österreich wurden 4,7 Prozent des BIPs für Bildungseinrichtungen vom Primar- bis Tertiärbereich verwendet, in der OECD sind es im Schnitt 4,9 Prozent. Wobei das zu einem guten Teil auf geringere private Aufwendungen zurückzuführen ist.

Aber auch der Staat misst in Österreich bei seinen Ausgaben der Bildung einen geringeren Stellenwert zu. Hierzulande werden 8,6 Prozent der öffentlichen Gesamtausgaben für Bildung aufgewendet, in der OECD beträgt der Anteil 9,8 Prozent (siehe Grafik). Die Ausgaben pro Schüler bzw. Student sind hierzulande hingegen hoch. In Österreich betrugen sie kaufkraftbereinigt pro Kopf durchschnittlich 15.565 Dollar, im OECD-Schnitt 11.092 Dollar.

► Akademikerquote. Österreich hat im internationalen Vergleich eine geringe Akademikerquote. 2021 lag der Anteil der Personen mit einem tertiären Bildungsabschluss an der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren hierzulande bei 35 Prozent (OECD: 41 Prozent). Wobei bei dem Vergleich und bei dem Begriff Akademikerquote Vorsicht geboten ist: In Österreich werden mittlerweile nicht nur Hochschulabschlüsse dazugezählt, sondern auch bestimmte Schulabschlüsse (wie BHS-Abschlüsse). International lässt sich nicht alles vergleichen.

(APA/j.n.)

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