Offener Brief und Petition

Kulturszene macht geschlossen Front gegen mögliche Kürzungen bei Ö1

Konkrete Maßnahmen stünden noch nicht fest.
Konkrete Maßnahmen stünden noch nicht fest.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Neben Prominenten wie Nikolaus Ofczarek und Bilderbuch haben nun auch die Salzburger Festspiele und das Bundestheater einen Offenen Brief unterzeichnet. Gemeinsam setzt man sich gegen potenzielle Einsparungen bei den Radiosendern FM4 und Ö1 ein.

Österreichs Musik- und Kulturszene macht gleichsam geschlossen Front gegen mögliche Einsparungen bei den Radiosendern FM4 und Ö1. Nach einem Interview von ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher am Wochenende wurden kritische Stimmen lauter. Am Montag veröffentlichten zahlreiche Institutionen einen Offenen Brief und eine Onlinepetition. Zu den Unterzeichnern gehören die Salzburger Festspiele, die Bundestheater, der Wiener Musikverein oder das Konzerthaus.

Auch die Wiener Philharmoniker und Symphoniker oder die Universität Mozarteum Salzburg haben den Brief unterfertig. Der ORF schicke sich an, ganze Sendereihen aus dem Ö1-Programm zu nehmen, wie etwa die Ö1 Jazz Nacht, die Lange Nacht der Neuen Musik oder das Kunstradio, heißt es darin: "Es droht ein Kahlschlag mit einem nie dagewesenen Schaden für die heimische Musikszene und der damit verbundenen wirtschaftlichen Wertschöpfungskette." So seien mindestens 575 Stunden zeitgenössischen Musikschaffens von Streichungen betroffen.

„Kapitaler Denkfehler“ 

Es sei ein "kapitaler Denkfehler", Neue Musik und Jazz als wenig gehörte Sendungen zu definieren und gegen "Hochglanzkultur" auszuspielen. "Die Pläne des ORF würden damit einer fatalen Beschädigung des hohen Ansehens und des internationalen Ranges des Musiklandes Österreich gleichkommen", so die Unterzeichner. Und diese Schritte würden just zu einem Zeitpunkt gesetzt, in dem sich die Veranstalter den Nachwirkungen der Pandemie konfrontiert sähen. "In solch einem Moment der großen Umbrüche das Fundament des Musiklebens - denn jede etablierte Musik war einmal neu und zeitgenössisch - aus dem Öffentlich-Rechtlichen zu verbannen, zeigt die besorgniserregende Distanz des ORF zur Wirklichkeit des Kulturlebens", heißt es weiter.

Und es widerspreche dem öffentlich-rechtlichen Kernauftrag. Man verstehe den Offenen Brief deshalb als eine bewusste Einladung zum Dialog, heißt es. Zugleich wurde dieser auch als Onlinepetition aufgesetzt, die binnen kurzer Zeit bereits von 1000 Menschen unterzeichnet wurde.

Noch keine konkreten Sparmaßnahmen

Ingrid Thurnher hatte gegenüber dem "Standard" in Hinblick auf Ö1 betont: "Natürlich hat Ö1 als Info- und Kultursender auch eine Aufgabe als Kulturproduzent. Das ist eine wirkliche Funktion von Ö1, die wir nicht aufgeben dürfen. Aber vielleicht geht nicht mehr alles, was bisher gegangen ist." Sie wolle die Ergebnisse einer Audiomarkt-Studie abwarten, die Aufschluss darüber geben soll, "mit welchen Zielgruppen wir wo hineingehen". Erst dann könne man Entscheidungen treffen, mit welchen Angeboten man wo vertreten sei.

Welche Sparmaßnahmen man bei Ö1 angesichts der aktuellen Lage genau treffen werde, stehe noch nicht fest. Einsparungen bei Ö1 sollten sich vor allem auf weniger gehörte Sendungen und programmliche Randzonen beschränken. Gleichzeitig habe man sich vorgenommen, Programminnovationen in der Radio-Primetime umzusetzen.

Bereits am Wochenende hatte es einen Offenen Brief von Prominenten wie Bilderbuch, Wanda, Josef Hader, David Schalko, Nikolaus Ofczarek oder Verena Altenberger gegeben, in dem gefordert wurde, Gebührengelder für Bildung, Kunst und Kultur zu investieren. ORF-Generaldirektor Chef Roland Weißmann hat festgehalten, die Kritik der namhaften Kunstschaffenden "selbstverständlich sehr ernst" zu nehmen: "Es ist unser Auftrag und Anspruch, der heimischen Kreativszene als Auftraggeber, Plattform und Multiplikator zu dienen." Der öffentlich-rechtliche Auftrag und der Umfang der ORF-Radioangebote stehe in keiner Weise zur Disposition: "Ö1 und FM4 werden auch weiterhin die breite Plattform für österreichische Kunst und Kultur sein."

(APA)

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