In Zukunft: Genug Wasser für die Alpen

Davy Vanham untersuchte die Wasserwirtschaft in den Alpen: In der kleinräumigen Versorgung wird sich nicht viel ändern, doch im Tiefland gibt es Herausforderungen.

„Als Flachländer war mir nicht bewusst, wie wichtig das Bergwasser für die Wasserversorgung im Tiefland ist“, erklärt Davy Vanham, der aus Belgien nach Innsbruck zog, um hier am Kompetenznetzwerk Wasserressourcen (waterpool.org) zu forschen: „Es ist spannend, wie der Wasserkreislauf in den Alpen abläuft.“ In seiner Dissertation (Institut für Umwelttechnik, Uni Innsbruck, Betreuer: Wolfgang Rauch) hat er die aktuelle und die zukünftige Situation der Wasserwirtschaft in den Alpen analysiert. Pilotgebiet war der Großraum Kitzbühel: Für diese Region wurden detaillierte Karten zur Wasserversorgung bzw. Verletzlichkeit dieser Versorgung und zur Wasserbilanz erstellt und über Simulationen Voraussagen gemacht, wie sich all das im Zuge des wandelnden Klimas verändern wird. „Die Wasserwirtschaft der Alpen wird sich zwar ändern, aber nicht gravierend.“ Durch kürzere Wintersaisonen, die geringere Schneedecke und mehr Regen statt Schnee im Winter steigt einerseits die Wahrscheinlichkeit für Überschwemmungen an, andererseits müssen sich die Skigebiete auf stärkere Beschneiung einstellen: „Es sind Speicherteiche für die Grundbeschneiung notwendig.“ Außerdem schlägt Vanham Verbundleitungen zwischen Alpengemeinden vor: So können sich Nachbarorte in dieser enorm kleinräumigen Wasserversorgungsstruktur gegenseitig helfen, wenn in (vorhergesagten) längeren Trockenperioden im Sommer und Frühherbst das Wasser knapp wird.

Doch auch den ganz großen Raum, nämlich die Einzugsgebiete von Donau, Rhein, Rhône und Po, die vom Alpenwasser gespeist werden, analysierte Vanham: „Für die Tiefländer ist das Bergwasser vor allem in der Zeit der Schneeschmelze im späten Frühling und Sommer und in der Zeit der Gletscherschmelze aus dem Hochgebirge im Sommer wichtig.“ Durch die hohe Bevölkerungsdichte und die großen Agrar- und Industriegebiete ist der Wasserbedarf im Tiefland freilich hoch. „Früher kam das Schmelzwasser immer genau zur richtigen Zeit.“ Durch die Verschiebung der Wasserspeicherung der Alpen durch den Klimawandel könnte das Schmelzwasser viel früher ins Tiefland fließen, also zu Zeiten, wo der Wasserbedarf gar nicht so hoch ist. „Daher sollten die EU-Länder schon jetzt Strategien zur Wasserwirtschaft entwickeln, länderübergreifend für jeden Flussraum. Das passiert durch die europäischen Wasserrahmenrichtlinien zum Glück bereits.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2010)

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