Digitale Hochzeit

Eheschließungen per Video-Call für etwas Freiheit

Immer noch ist die gleichgeschlechtliche Ehe in vielen Staaten illegal.
Immer noch ist die gleichgeschlechtliche Ehe in vielen Staaten illegal. (c) Getty Images (Carl Court)
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Ein Produkt der Pandemie hat sich als Schlupfloch für Heiratswillige rund um den Globus entpuppt, zumindest für jene in Israel.

Video-Calls und digitale Konferenzen sind mühseliger Bestandteil des Alltags all jener, die einen Bürojob innehaben. Zumindest aber erlauben sie Flexibilität. Und außerhalb des beruflichen Kontexts gar ein wenig Freiheit. Inmitten der Covid-19-Pandemie wurden im US-Bundesstaat Utah digitale Hochzeiten möglich gemacht. Was als Zwischenlösung für pandemische Maßnahmen angedacht war, wurde zu einem Ort internationaler Eheschließungen.

Paare können dort digital heiraten - ohne vor Ort zu sein. „No matter where in the world you are“ liest es sich auf der Website der Online Weddings Utah. Das nutzen seit damals auch zahlreiche Menschen, denen eine Heirat in ihrer eigenen Heimat verwehrt bleiben würde. Etwa gleichgeschlechtliche Paare in China, dort ist die sogenannte Ehe für alle nach wie vor rechtlich nicht gestattet - anders als im benachbarten Taiwan, wo die gleichgeschlechtliche Ehe 2019 legalisiert wurde.

Ein Schlupfloch

Auch buchen Heiratswillige aus Israel fleißig Termine, nachdem dort keine Ehen zwischen Menschen verschiedener Religionen erlaubt sind, ergo es die Zivilehe schlichtweg nicht gibt. Für Paare aus China handelt es sich bei der digitalen Zeremonie um einen rein symbolischen Akt, anerkannt wird die Heirat in der Heimat nicht. Anders ist es seit kurzem in Israel. Der ultraorthodoxe Minister Arye Dehri wollte die Anerkennung der online geschlossenen Ehen zwar verhindern, nun entschied das Bezirksgericht Jerusalem aber zugunsten der Verheirateten.

Das Innenministerium soll die Ehen, die per Video-Call von Israel aus in Utah geschlossen werden, demnach anerkennen. Sie müssten mit den religiösen Ehen im Inland gleichgestellt werden, hieß es. Bereits im Juni hatte das Bezirksgericht Lod ein entsprechendes Urteil gefällt. Aktivistinnen und Aktivisten hoffen nun auf einen Schritt in Richtung Zivilehe, die bis dato in Israel eben nicht möglich sind. Heiraten kann man nur im religiösen Kontext – innerhalb des Rabbinats, eines Schariagerichts oder einer Kirche. Die digitale Heirat des US-Bundesstaates ist ein Schlupfloch und ein Stück Freiheit für all jene, die in der Heimat eingeschränkt sind.

(evdin)

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