Erscheint die "Wiener Zeitung" künftig nur mehr zehn Mal im Jahr?

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MEDIA QUARTER MARX MQM ehemaliges Gel�nde Schlachthof St Marx Wien 18 03 2015 Wiener Zeitung Gara(c) imago images / Viennareport (via www.imago-images.de)
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Die "Wiener Zeitung" lebt von den gedruckten Pflichtveröffentlichungen im Amtsblatt, aber diese werden abgeschafft. Die Regierung soll die Einstellung als Tageszeitung planen.

Die Bundesregierung plant die Einstellung der "Wiener Zeitung" als Tagesausgabe. Stattdessen soll die älteste Tageszeitung der Welt nach  künftig als Monatstitel zehnmal im Jahr erscheinen und zusätzlich als Onlineplattform geführt werden, berichtet die Austria Presse Agnetur. "Die 'Wiener Zeitung' ist ein Juwel, das es zu fördern gilt und nicht einfach durch Desinteresse nach unten zu fahren", reagierte "Wiener Zeitung"-Chefredakteur Walter Hämmerle.

Hintergrund für die geplante Änderung des Geschäftsmodells ist die Abschaffung der Pflichtveröffentlichungen in gedruckter Form im Amtsblatt der Zeitung. Sie machen einen großen Teil der "Wiener Zeitung"-Einnahmen aus und dürften mit Jahresende wegfallen.

"Diese Redaktion hat enormes Potenzial. Wenn man nun willkürlich die Grundlage der Zeitung wegdekretiert, dann befürchte ich, dass dieses Juwel namens 'Wiener Zeitung' digital wie auch in jeder anderen Form dem Untergang geweiht ist", so Hämmerle.

Konzept sieht Veröffentlichung von Daten vor

Er appellierte an die Regierung, den Wert der "Wiener Zeitung" zu steigern. "Wenn der Eigentümer das nicht selber machen will, dann soll er es andere machen lassen." Das müsse nicht zwangsläufig Verkauf bedeuten. Man könnte auch Partner hereinholen, die das Potenzial erkennen und innovativ umsetzen wollen, meinte der "Wiener Zeitung"-Chefredakteur.

Hämmerle verwies auf ein vom Cognion Forschungsverbund gemeinsam mit der Chefredaktion erarbeitetes Konzept. Dieses sieht umfassende digitale Veröffentlichungen von Daten und deren gemeinnützige Aufbereitung als auch eine "Hardcore-Qualitäts-Tageszeitungsredaktion" vor. "Dieses Konzept stellt eine Zukunftsoption dar und gehört geprüft", so Hämmerle.

Politiker, Wissenschaftler und Journalisten für Erhalt

Zahlreiche aktive wie ehemalige Politiker quer über alle Parteigrenzen hinweg, aber auch Wissenschafter, journalistische Interessensvertreter sowie Prominenz aus Wirtschaft und Kultur hatten sich in der Vergangenheit für den Erhalt der "Wiener Zeitung" ausgesprochen. Auch mehrere Modelle zur Rettung der ältesten noch erscheinenden Tageszeitung der Welt wurden präsentiert.

Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA, bezeichnete die Pläne der Regierung am Dienstag in einer Aussendung als schweren Fehler und "Schlag gegen hochwertigen Qualitätsjournalismus". Eike-Clemens Kullmann, Vorsitzender der Journalistengewerkschaft in der GPA, sah einen "Todesstoß auf Raten" gegeben. Die Bundesregierung betätige sich als "Totengräber der ältesten Tageszeitung der Welt".

Einen Angriff auf den heimischen Qualitätsjournalismus ortete SPÖ-Mediensprecher Jörg Leichtfried. "Die 'Wiener Zeitung ist für die Medienvielfalt in Österreich unverzichtbar", warnte er vor einem "schweren, unumkehrbaren Fehler". Für Neos-Mediensprecherin Henrike Brandstötter steht außer Frage, dass das Medium weiter existieren müsse, allerdings ohne den Staat als Eigentümerin. "Es gibt viele große Zukunftsfragen zu lösen: von dem dringenden Bedarf an Medienkompetenzzentren angesichts gezielter Desinformationskampagnen und Fake News, die unsere Demokratie gezielt angreifen, bis hin zu journalistischer Datenaufbereitung und -visualisierung. Und es gibt Interessenten, die diese und viele weitere Konzepte unterstützen würden", meinte sie.

(APA)

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