Gastkommentar

Die Wiener Spitäler leiden unter Überadministration

(c) Peter Kufner
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Gesundheit. Die aufgeblähten Verwaltungen der Spitäler werden angesichts des Personalmangels bald nichts mehr zu verwalten haben.

Der Autor:

Univ.-Prof. Dr. Ernst Wolner (*1939) war Klinikvorstand am AKH Wien und langjähriger Präsident des Obersten Sanitätsrats.

Als ich noch Mitglied des Wiener Landessanitätsrates war, der auch für die Besetzung der Primariate in den Wiener Gemeindespitälern zuständig ist, haben sich für eine leitende Stelle oft zehn und mehr Leute beworben. Heute ist man froh, wenn man aufgrund der Bewerbungen überhaupt einen Dreiervorschlag zusammenbringt, vor Kurzem hat sich für eine seinerzeit begehrte Stelle überhaupt nur ein Bewerber gemeldet. Das liegt aber sicherlich nicht an einem Mangel an geeigneten Personen. Sie bewerben sich nur nicht. Häufigste Begründung: „Das tue ich mir nicht an.“ Diese Entwicklung betrifft nicht nur Ärztinnen und Ärzte, sondern auch Pflegepersonal und technisches Personal. Ein Grund für die triste Lage ist nicht so sehr die Bezahlung, da hat die Gemeinde nachgebessert, sondern der überbordende administrative Aufwand, der die eigentliche Arbeit blockiert. Dazu kommt der Personalmangel. Von den Verbliebenen wird immer mehr verlangt, bis sie kündigen.

Wieso ist es dazu gekommen? Als ich 1965 meine ärztliche Ausbildung im AKH begonnen habe, bestand die AKH-Verwaltung aus einem Oberamtsrat und etwa 30 Mitarbeitern. Im Rathaus gab es die MA17 mit nicht viel mehr Mitarbeitern, die alle Wiener Spitäler verwalteten. Der große Unterschied zu heute war, dass die eigentliche Verwaltung dezentralisiert war: Vor Ort konnten sogenannte Oberschwesterkanzleien viel besser auf die Bedürfnisse einer Abteilung eingehen. Die Dinge sind heute komplexer, aber rechtfertigt dies die enorme Zunahme an Verwaltungspersonal?

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