Streit an der Staatsoper: Philipp Jordan wehrt sich

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FILES-FRANCE-OPERA-JORDAN(c) APA/AFP/STEPHANE DE SAKUTIN
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Staatsopern-Musikdirektor Jordan wird das Haus 2025 verlassen und übte Kritik am Regietheater. Ins "konservative Eck" will er sich deshalb nicht stellen lassen.

In der Staatsoper hängt der Haussegen schief. Vergangenen Sonntag hat Philippe Jordan – Musikdirektor der Wiener Staatsoper – im "Kurier"-Interview angekündigt, seinen 2025 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Staatsoperndirektor Bogdan Roščić zufolge habe Jordan seinen Vertrag selbst verlängern wollen, doch ihm sei das nicht möglich gewesen. Spekuliert wurde, dass das auf Betreiben des Staatsopernorchesters passiert sei. Nun wehrte sich Jordan in einer Stellungnahme.

"Ich habe mich um den Posten des Musikdirektors der Wiener Staatsoper nicht beworben. Als Bogdan Roščić ihn mir offerierte, hatte ich durchaus Bedenken – wie sich heute zeigt vielleicht nicht ganz zu Unrecht", schreibt der Musikdirektor. "Die erste Reaktion, die mich von Mitarbeitern des Hauses erreichte, war ein Anruf des Betriebsrates des Orchesters der Wiener Staatsoper, der sich über die Vorgänge höchst verwundert und gar nicht erfreut zeigte, die Entwicklung ausdrücklich bedauerte und auch so manches als 'aufklärenswert' empfand. Ich hörte durchaus noch von Mitarbeitern, die zunächst durchwegs meinen Abgang 2025 bedauerten und mir auch inhaltlich zu meinen Ausführungen zustimmten."

Regietheater-Ansicht keine Einzelmeinung

Diese Ausführungen betrafen vor allem das Regietheater. "Ich glaube, dass unser Theater, was die Regie betrifft, seit langer Zeit einen fatalen Irrweg eingeschlagen hat", hatte Jordan im "Kurier" gesagt. In seiner Stellungnahme bekräftigt er diese Ansicht. Seine Ansichten zum Operntheater seien seit vielen Jahren kein Geheimnis – und keine Einzelmeinung, schreibt Jordan: "Manche äußern es wie ich offen, manche eher verklausuliert, manche sagen einfach nur: 'Ich schaue schon lange nicht mehr auf die Bühne' und manche schweigen einfach diplomatisch. Nur die Haltung ist immer die gleiche."

"Der Versuch mancher, mich ins konservative Eck stellen zu wollen, ist bei meiner bisherigen Berufslaufbahn geradezu absurd", so Jordan. "Ich habe mit nahezu allen namhaften Regisseuren gearbeitet und ich bin in jede dieser Begegnungen offen und mit Neugierde gegangen." Auch wolle er sein Interview nicht als Angriff auf die Staatsoper missverstanden wissen – und auch nicht auf dessen künstlerischen Leiter.

"Tatsächlich hat er mit dem Kommentieren bis heute nicht aufgehört"

Das Vorgehen Roščićs scheint ihn aber zu irritieren: Dieser habe die Causa nicht kommentieren wollen, "tatsächlich aber mit dem Kommentieren bis heute nicht aufgehört", so Jordan. "Nachdem er mir zunächst über seinen Personalchef nahelegen ließ, ebenso wie er ein ORF Interview abzulehnen, ist er dann alleine in der 'ZiB 1' erschienen, um seine Darstellung persönlich vorzutragen. Am nächsten Tag das gleiche im Mittagsjournal von Ö1 und dann folgte auch noch ORF III, diesmal durfte ein ihm nahestehender Journalist Abwertendes über mich verbreiten."

Seinen Vertrag bis 2025 will Jordan aber erfüllen. Er werde am 17. Oktober "genau wie es vorgesehen ist", mit den Proben zu den "Meistersingern" beginnen "und zwar mit derselben Begeisterung und Energie, wie es von Anfang an getan habe."

(APA)

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