Abschlussarbeit

Plagiatsvorwürfe gegen Innenminister Karner

Laut Innenminister Stefan Karner entspricht die Arbeit "den geltenden wissenschaftlichen Standards und den technischen Möglichkeiten der damaligen Zeit".
Laut Innenminister Stefan Karner entspricht die Arbeit "den geltenden wissenschaftlichen Standards und den technischen Möglichkeiten der damaligen Zeit".APA/ROBERT JAEGER
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Der "Plagiatsjäger" Weber sieht seitenweise Plagiate in der 1995 an der WU eingereichten Diplomarbeit. Der Theorieteil sei fast zur Gänze „abgekupfert“. Karner sieht einer Prüfung gelassen entgegen.

Seitenweise Plagiate und einen fast zur Gänze abgekupferten Theorieteil ortet der "Plagiatsjäger" Stefan Weber in der Diplomarbeit von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), berichtet der "Standard" online am Dienstag. Die Arbeit ist für Weber mit Blick auf die damals gültigen Zitierregeln ein Plagiat. Karner wies die Anschuldigungen zurück. "Die gesamte Arbeit wurde nach guter wissenschaftlicher Praxis und nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. 

Karner soll laut Weber in seiner 1995 eingereichten Abschlussarbeit "Entscheidungsfindung bzw. Entscheidungsverhalten bei der Wahl der Speziellen Betriebswirtschaftslehren an der Wirtschaftsuniversität Wien" aus dem Werk "Information und Kaufentscheidung" von Alfred Kuß abgeschrieben, dies aber "nicht oder völlig unzureichend" ausgewiesen haben. Zwar habe Karner Kuß wenige Male zitiert und auch im Literaturverzeichnis erwähnt. Es würden aber ganze Textblöcke ohne Zitierung nahezu wortgleich von Kuß übernommen. Es gebe "umfangreiche Text- und Abbildungsplagiate im Theorieteil". Weber sieht in seinem Bericht außerdem starke Hinweise darauf, dass auch die ersten 30 Seiten ein "Amalgam aus nicht oder nicht ausreichend zitierten Fremdtexten"seien.

Prüfung von Zadics Arbeit noch nicht abgeschlossen

Karner selbst betonte in einer Stellungnahme, dass er seine Arbeit "entsprechend den geltenden wissenschaftlichen Standards und den technischen Möglichkeiten der damaligen Zeit (Einreichung 1995)" geschrieben habe. "Ich sehe daher allen möglichen und etwaigen weiteren Überprüfungen mit großer Gelassenheit entgegen."

Weber hat bereits mehrfach wissenschaftliche Abschlussarbeiten von Politikerinnen und Politikern unter die Lupe genommen. 2017 entzog die Universität Graz nach derartigen Vorwürfen dem damaligen steirischen Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann (ÖVP) seinen Doktortitel, Buchmann trat in weiterer Folge zurück. Im Jänner 2021 erklärte die damalige Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) ihren Rücktritt, nachdem Weber ihr Plagiate in ihrer 2020 in Bratislava eingereichte Dissertation und ihre Diplomarbeit an der FH Wiener Neustadt vorgeworfen hatte. Die FH verzichtete nach einer Überprüfung aber auf eine Aberkennung des Titels, auch ihren in der Slowakei erworbenen Titel dürfte Aschbacher schlussendlich behalten. In der Diplomarbeit von Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) will Weber "zahlreiche Plagiate und Quatsch" gefunden haben, in ihrem Büro sprach man von an den Haaren herbeigezogenen Behauptungen. Erst im Jänner 2022 nahm Weber die Dissertation von Justizministerin Alma Zadic (Grüne) wegen angeblicher Qualitätsmängel ins Visier. Diese hat die Vorwürfe als "absolut unseriös und falsch" zurückgewiesen, die Prüfung durch die Uni Wien ist noch nicht abgeschlossen.

(APA)

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