Ukraine-Krieg

Edtstadler traf Olena Selenska in Warschau

Europaministerin Edtstadler bereitet mit EU-Amtskolleginnen eine Reise nach Kiew vor. Der Krieg solle nicht vorrangig aus "männlicher Perspektive" wahrgenommen werden.

Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) hat am Dienstagnachmittag die ukrainische Präsidentengattin Olena Selenska in Warschau am Rande des Warsaw Security Forum getroffen. Selenska begrüße den Plan mehrerer Europaministerinnen, gemeinsam im November nach Kiew zu kommen, um die "weibliche Sicht auf den Krieg" in den Fokus zu rücken, sagte Edtstadler nach dem bilateralen Treffen. Schätzungen gehen davon aus, dass ein Viertel der Militärangehörigen weiblich ist.

Selenska wolle die Ministerinnen in Kiew treffen und unterstütze die Vorbereitungen auf die Reise, so Edtstadler. Zuvor hatte die Ministerin die ukrainische Vizepremierministerin Olha Stefanishyna getroffen. Diese habe sie auf das Center of Survivors aufmerksam gemacht, das 2014 gegründet wurde. Die NGO bietet Opfern von Vergewaltigung, Folter und Kriegstraumata psychologische Betreuung und Unterstützung. Drei Zentren gibt es demnach im Land, ein viertes soll demnächst eröffnet werden.

Edtstadler beschrieb Selenska und Stefanishyna als "fokussiert, aktiv zuhörend und die ihnen zuteilwerdende Aufmerksamkeit als nicht selbstverständlich nehmend".

Besuch in Flüchtlingsunterkunft

Am Vormittag hatte Edtstadler eine von der Strabag mitfinanzierte Geflüchteten-Unterkunft besucht. Gefragt, woher genau sie kämen, schossen den dort untergebrachten Frauen Tränen in die Augen: "Kiew", sagte eine Ukrainerin, "Cherson", eine andere. Eine Bewohnerin der Unterkunft zeigte ein Foto von ihrem Sohn: Ein Soldat an der Front, wie sie das Bild kommentierte. Ihre Tochter sei Scharfschützin, sie selbst lebe nun mit ihrem Enkelkind in Warschau. Alle seien sie hier in der Unterkunft "so dankbar" für die Unterstützung, die sie erhalten würden. Die Bewohnerinnen und Bewohner werden Ende Oktober allerdings auf andere Einrichtungen und Wohnungen verteilt, da der Bürokomplex abgerissen wird. Die Strabag hatte den Abriss verschoben, um einige Monate lang Geflüchteten eine Notunterkunft zur Verfügung zu stellen.

Ein paar Straßen weiter, im "Ukraine-Haus", einer gemeinnützigen Stiftung in Warschau, wird Ukrainern dabei geholfen, eine Unterkunft zu finden, einen Schulplatz, eine Arbeitsstelle. Tausende Polen hätten ihre Wohnungen bereits für Geflüchtete geöffnet, sagte ein Mitarbeiter. Seit Russlands Präsident Wladimir Putin die Teilmobilmachung verkündet hatte, habe das Ukraine-Haus aber auch "eine Welle an Ansuchen von Russen" erhalten, die flüchten wollten und telefonisch um Rat bitten würden, sagte Mitarbeiterin Oksana Pestrykova.

Sie sei "tief beeindruckt" vom "großen Engagement Polens und der polnischen Zivilgesellschaft", sagte Edtstadler. Und sie sei "froh, dass auch Österreich der Ukraine und den betroffenen Staaten Hilfsleistungen im Umfang von über 80 Millionen Euro bereitstellt."

Unterdessen kritisieren polnische Aktivisten den Umgang ihres Landes mit Geflüchteten anderer Nationalitäten an der Grenze zu Belarus. Auch der UNO-Sonderberichterstatter für die Rechte von Migranten hatte Ende Juli der polnischen Regierung Doppelmoral im Umgang mit Geflüchteten vorgeworfen: Obwohl das Land und seine Bürger für die Gastfreundschaft gegenüber zwei Millionen ukrainischen Geflüchteten gelobt werden müsse, seien die Behörden in Polen aufgefordert, die Inhaftierung von vor allem aus dem Nahen Osten und Afrika stammenden Migranten zu beenden, sagte Felipe Gonzalez Morales. Unbegleitete Kinder, Familien, schwangere Frauen und psychisch Kranke müssten unverzüglich aus Haftanstalten ähnelnden Auffanglagern nahe der belarussischen Grenze entlassen werden, forderte er.

(APA)

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