1932 - 2022

Country-Legende Loretta Lynn gestorben

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FILES-ENTERTAINMENT-US-MUSIC-CONTRY-LORETTALYNN(c) APA/AFP/GETTY IMAGES/TERRY WYATT (TERRY WYATT)
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Loretta Lynn, genannt "Coal Miner's Daughter“,  gehörte zu den einflussreichsten Sängerinnen des Genres. Bekannt wurde sie mit Songs wie "Honky Tonk Girl" oder "Don't Come Home a Drinkin'“.

Loretta Lynn, die große alte Dame der Country-Musik, ist tot. Die US-Musikerin sei im Alter von 90 Jahren im US-Bundesstaat Tennessee gestorben, sagte eine Sprecherin ihres Managements am Dienstag. "Unsere wundervolle Mutter, Loretta Lynn, ist in ihrer geliebten Ranch in Hurricane Mills im Schlaf friedlich verstorben", hieß es in einer Mitteilung der Familie.

Lynn sei ein "Schatz von Tennessee" gewesen, würdigte sie die republikanische Senatorin Marsha Blackburn. "Sie war eine Wucht, mit der man immer rechnen musste, und eine Vorkämpferin für Frauen in der Country-Musik-Szene", schrieb Blackburn bei Twitter. "Sie wird fehlen." Lynn habe den Weg geebnet für jüngere Künstlerinnen wie Miranda Lambert oder Taylor Swift, schrieb die Musikzeitschrift "Rolling Stone".

In der von Männern dominierten Welt der Country-Musik in den 1960er- und 70er-Jahren machte sich Lynn einen Namen als Hillbilly-Feministin, die mutig und talentiert genug war, ihre eigenen Songs zu schreiben. In "Rated X" sang sie über die Ungleichheiten in Mann-Frau-Beziehungen, ihr Song "The Pill" feierte die sexuelle Freiheit, die Geburtenkontrolle den Frauen ermöglicht. Sie sang auch über untreue Ehemänner - ein Thema, mit dem sie sich persönlich auskannte. Lynn sagte einem Interviewer, dass 14 ihrer Songs von Radiosendern boykottiert worden seien.

Letztes Album erst vor vier Jahren veröffentlicht

Bis ins hohe Alter hatte Lynn die Bühne und die Nähe zu ihren Fans gesucht, auch wenn sie in den vergangenen Jahren aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten musste. Nicht zuletzt ein Schlaganfall und eine gebrochene Hüfte trugen dazu bei. Doch noch 2018 brachte sie ihr Album "Wouldn't It Be Great" heraus und schaffte es damit in die Country Charts. Im vergangenen Jahr folgte "Still Woman Enough".

Geboren wurde Lynn 1932 als Loretta Webb in Butcher Hollow im US-Bundesstaat Kentucky als Tochter eines Bergarbeiters - was ihr den Beinamen "Coal Miner's Daughter" einbrachte. Sie trug ihn mit Stolz durchs Leben, nahm ihn auch als Titel ihrer ersten Autobiografie. Die gleichnamige Single kletterte 1970 auf Anhieb an die Charts-Spitze, auch das im Jahr darauf folgende Album war weit oben zu finden. Der 1980 erschienene biografische Film über ihr Leben, in dem Sissy Spacek die Hauptrolle spielte und dafür den Oscar als beste Hauptdarstellerin erhielt, trug auch diesen Titel - im deutschsprachigen Raum hieß der Film "Nashville Lady".

Noch in Butcher Hollow lernte Loretta Webb als Teenie ihren Mann Oliver "Doolittle" Lynn kennen, mit dem sie bis zu dessen Tod 1996 zusammenblieb. Aus der Ehe mit dem Country-Musiker, der auch zu ihrem Manager wurde, gingen sechs Kinder hervor, von denen drei Töchter ebenfalls eine Laufbahn als Musikerinnen einschlugen.

Steile Karriere in den 1960er-Jahren

Die Karriere von Loretta Lynn nahm ab 1961 unter der Führung ihres Mannes in Nashville Fahrt auf. Schon 1962 hatte sie ihren ersten Auftritt bei der legendären Grand Ole Opry, der ältesten Radioshow der USA, die seit 1925 wöchentlich Country-Konzerte aus Nashville überträgt. In der Country-Szene gibt es kaum einen besseren Eintrag im Lebenslauf, abgesehen von Grammys, die sie später auch eroberte - zwei davon etwa für die Arbeit am Album "Van Lear Rose" (2004), eine Kooperation mit Rocker Jack White.

Sie brachte Dutzende Alben heraus, etliche standen an der Spitze der Charts, dazu kamen zahlreiche erfolgreiche Singles. Auf "Honky Tonk Girl" folgte "Don't Come Home a Drinkin'" - von vielen als musikalische Warnung an ihren Ehemann ausgelegt. "Die Lieder waren immer nah am Leben", sagte Lynn einmal. "Wir haben uns stark gestritten und wir haben und stark geliebt."

Lynns Beziehung zu Doolittle war kompliziert, beeinträchtigt durch sein Trinken und Fremdgehen, ihren Drogenmissbrauch und gegenseitige Gewalt. "Er hat mich nie geschlagen, ohne dass ich nicht zweimal zurückgeschlagen hätte", sagte sie in einem CBS-Interview. Vor dem Tod ihres Mannes setzte Lynn ihre Karriere für fünf Jahre aus, um sich um ihn zu kümmern.

„Künstlerin des Jahrzehnts"

Die Academy of Country Music kürte Lynn in den 1970er-Jahren zur "Künstlerin des Jahrzehnts", 1977 folgte ein Stern am Walk of Fame in Hollywood, in den USA alleine verkaufte sie mehr als vier Millionen Alben. "Ich habe über meinen Herzschmerz geschrieben, ich habe über alles geschrieben", sagte sie einmal der "New York Times". "Aber wenn man die Songs hört, lächelt man einfach."

Mehr als 50 Top-Ten-Hits verzeichnete Lynn laut ihrer offiziellen Internetseite. 2010 erhielt sie den Grammy für ihr Lebenswerk, drei Jahre später ehrte sie der damalige US-Präsident Barack Obama mit der Freiheitsmedaille.

Sie sei stolz darauf, dass sie immer ihre eigenen Ideen gehabt habe, sagte Lynn. "Aber ich bin nicht besser als irgendjemand anders. Ich habe mich oft gefragt, warum ich so berühmt geworden bin und vielleicht ist das der Grund. Ich erreiche die Menschen, weil ich einer von ihnen bin."

(APA/dpa)

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