Sloganmode

Kanye West empört mit „White Lives Matter“-Shirt

Kanye am Weg zur Belanciaga-Show in Paris.
Kanye am Weg zur Belanciaga-Show in Paris.(c) Getty Images For Balenciaga (Jacopo M. Raule)
  • Drucken

Kanye West, Künstlername Ye, ließ einen wohlbekannten rassistischen Leitsatz auf Shirts drucken. Nicht nur die Modewelt zeigte sich entsetzt.

Ye, ehemals Kanye West, sorgt immer wieder für Kontroversen. Die jüngste ist dabei besonders präsent. So schickte er bei seiner Überraschungsshow während der Pariser Modewoche am Montagabend Models in einem Shirt mit der Botschaft „White Lives Matter“ über den Laufsteg. Er selbst trug ein ähnliches, äußern wollte er sich nicht dazu. „Es sagt alles“, soll er nach der Schau gesagt haben.

Der Anti-Rassismus-Organisation Anti-Defamation League zufolge ist der Ausdruck die rassistische Antwort auf die „Black Lives Matter“-Bewegung, die sich gegen Gewalt gegen Schwarze einsetzt. Immer wieder äußert sich Ye politisch, auch Donald Trump hatte er unterstützt. Die Verwendung des Leitsatzes im Rahmen der Schau war für viele trotz alledem ein Schock, der die gezeigte Kollektion „YZYS9“ vollends überschattete.

Prominente Gesichter waren viele da, sie alle waren der spontanen Einladung am Vortag gefolgt. Anna Wintour, John Galliano, Demna Gvasalia (der Kreativdirektor von Balenciaga), außerdem die rechtskonservative Kommentatorin Candace Owens, sie trug ebenfalls ein Shirt mit dem rassistischen Aufdruck.  Begonnen hatte die Schau mit einiger Verspätung und einer Rede, in der sich Ye über allerhand Leute ausließ. Die Modekette Gap hätte seine Vision nicht verstanden und auch vom Schmerz als „verrückt“ bezeichnet zu werden, sprach der Designer und Rapper - bei ihm wurde Medienberichten zufolge eine bipolare Störung diagnostiziert. Abschließend sagte der 45-Jährige in alter Manier: „Ich bin Ye, und jeder weiß, dass ich der Anführer bin.”

„Keine Entschuldigung, keine Kunst“ 

Nach der Schau dauerte es nicht lang, bis sich Entsetzen über die sozialen Medien ausbreitete. Die „Vogue“-Moderedakteurin Gabriella Karefa-Johnson meldete sich als eine der ersten in einer Instagram-Story zu Wort. „Ich bin wütend ... sammle meine Gedanken ... unentschuldbares Verhalten.“ Folgend postete Karefa-Johnson Screenshots von Nachrichten, die sie an jemanden geschickt hatte. Darin behauptete sie, Ye sei sich „des Unterschieds zwischen der Aneignung von BLM (Black Lives Matter, Anm.) und der Untergrabung der ,Make America Great Again'-Kappe (wie sie von Trump und seinen Anhängern getragen wurde, Anm.) nicht vollends bewusst.“ 

Die Journalistin könne verstehen, dass letzteres - wenn von Ye getragen, wie damals beim Treffen mit Trump 2018 - als Symbol der Befreiung gelesen werden kann. Ihr zufolge versuchte Ye „eine dystopische Welt in der Zukunft zu illustrieren, in der das Weißsein aussterben könnte oder zumindest so gefährdet wäre, dass es verteidigt werden müsste“. Jedoch sei das Konzept nicht aufgegangen und viel mehr „zutiefst verletzend und gefährlich“, es sei zudem „enorm unverantwortlich, zu suggerieren, dass die weiße Vorherrschaft vom Aussterben bedroht ist“. Sie fügte hinzu: „Es gibt hier keine Entschuldigung, es gibt hier keine Kunst.“ 

Manche verließen die Show

Auch Vanessa Friedman, Fashion Director der „New York Times“ sah das Potenzial der Kollektion durch das Shirt und seine symbolische Bedeutung restlos überschattet. Die Sprache rassistischer Gewalt sei auch im ironischen Kontext nicht angemessen, schreibt sie. Ihr zufolge verließen gar Musiker Jaden Smith, das Kind von Will und Jada Pinkett Smith, sowie Lynette Nylander, Redakteurin des britischen Magazins „Dazed“, die Veranstaltung vorzeitig. Eine ihrer Kolleginnen schrieb am Dienstag, Ye sei (wieder einmal) viel zu weit gegangen. Sie selbst postete auf Instagram: „Es spielt keine Rolle, was die Absicht war ... es ist eine Wahrnehmung für die Massen, die aus dem Kontext gerissen wurde.“ 

Auch seine Fanbase scheint auf ihn einreden zu wollen, wenn auch auf liebevolle Weise. „Hör ihr zu“, schreibt jemand auf Instagram, eine andere „Ich vermisse den alten Kanye“, „Ye lässt sich von niemandem kontrollieren“ ein dritter, und damit hat er wohl recht.

(evdin)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Adidas beendete die Zusammenarbeit mit dem Rapper Kanye West unter anderem aufgrund antisemitischer Aussagen.
Sneaker

Nach Trennung von Kanye West: Was macht Adidas mit den "Yeezy"-Restbeständen?

Der Bruch mit dem US-Rapper Kanye West belastet das Geschäft von Adidas noch immer. Wie es mit den schon hergestellten „Yeezy"-Produkten weitergeht, war zuletzt noch offen.
Ye sorgte 2022 für eine Menge Schlagzeilen und Empörung.
Ranking

Kanye West führt Antisemitismus-Liste des Wiesenthal-Zentrums an

Mit antisemitischen Äußerungen steht der US-Rapper und Modedesigner an der Spitze der Antisemitismus-Liste des Zentrums. Die Kunstausstellung documenta in Kassel landet auf Platz acht.
Ehemalige Fans sind mit ihren Tattoos nun unglücklich.
Zweite Chance

Londoner Studio bietet kostenlose Entfernung von Kanye-West-Tattoos an

Kanye West, alias Ye, machte zuletzt mit antisemitischen Äußerungen auf sich aufmerksam. Ein Tattooentfernungsstudio reagiert mit gratis Sitzungen für einstige Fans des Rappers.
Kanye West: "Ich sehe auch gute Dinge bei Hitler."
Antisemitismus

"Ich liebe Nazis": Kanye West provoziert erneut

Der US-Rapper sorgt erneut mit Aussagen für Empörung, in denen er mit Hitler und den Nazis sympathisiert. Elon Musk sperrt ihn auf seiner Kurznachrichtenplattform.
Skechers ist einer der größten Schuhproduzenten weltweit.
Kontroverse

Kanye West aus Skechers-Gebäude eskortiert

Der Rapper Ye ist augenscheinlich auf der Suche nach neuen Kollaborateuren. Skechers zeigte sich über den spontanen Besuch des US-Amerikaners jedoch wenig erfreut.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.