Nachhaltigkeit

Stühle, die im Kreis laufen

Design kann man auch anthropologisch betrachten. Wie Ineke Hans, wenn sie mit ihren Entwürfen auf das Verhalten der Menschen abzielt.

Dänemark und Dachzelt. Das war der Urlaub von Ineke Hans im Sommer 2022. „Zumindest sind wir nicht geflogen“, fühlt sie sich trotzdem noch ein wenig schuldig, war sie doch mit dem Auto unterwegs. Ineke Hans weiß selbst, wie schwer es ist, sich von Gewohnheiten zu lösen. Oder vor allem: von Annehmlichkeiten. Aber ohne dem wird es nicht funktionieren. „Wir müssen umschalten, unsere Erwartungen, Ansprüche und Vorstellungen herunterfahren“, meint Hans. Auch beim Reisen.
„Man kann nicht nachhaltiger leben wollen und sein Verhalten nicht grund­legend ändern“. Das passt nicht zusammen. Genauso wenig wie der Wunsch nach „neu, neu, neu“ und ein gesunder Planet. „Ich komme gerade auch von einer Designmesse in Paris. Und dort hörte man nur: Schön, dass wir back in Business sind.“ Sie hatte gehofft, dass sich Design in der Möbelbranche auch einmal anders definieren könnte als über „neu“. Selbst hat sie auch schon einige Entwürfe für ziemlich prominente Möbelunternehmen in die Welt gesetzt, „aber ich habe stets versucht, auch eine unerwartete Komponente hinzuzufügen“. Und jetzt ist sie mit einem aktuellen Design sowieso abrupt von der gewohnten indus­triellen Logik abgezweigt. Schnurstracks in ein anderes System, die „circular economy“, nämlich mit dem „Rex“-Stuhl, den der niederländische Hersteller Circuform herstellt.

Das Prinzip Einfachheit

Dieser bricht dabei auch mit der traditionellen Rolle der Produzenten. Wenn der Stuhl nicht mehr gebraucht oder genutzt wird – der Hersteller nimmt ihn wieder zurück. Jetzt dürfen Stühle am Ende ihrer Lebenszeit – oder Nutzungsdauer – wieder dort landen, wo sie entstanden sind. Im Stuhl selbst dreht der Kunststoff ohnehin bereits seine zweite Runde. Ohne Brüche werde es nicht gehen, sagt Hans. Auch in den Systemen, in die man als Gestalterin hineingrätschen müsse.

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