Abhängigkeit

Foxconn zieht mit Apple nach Indien - samt den desaströsen Arbeitsbedingungen

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US-APPLE-HOLDS-LAUNCH-EVENT-FOR-NEW-PRODUCTS-AT-ITS-HEADQUARTERSAPA/AFP/GETTY IMAGES/JUSTIN SULL
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Nach den iPhones folgen die Apple-Kopfhörer: Der Konzern sucht bereits länger nach Alternativen, um sich aus der Abhängigkeit Chinas zu lösen. Die Pandemie hat das Problem zunehmend verschärft. Der umstrittene Partner Foxconn bleibt an Apples Seite.

Jahrelang war China ein verlässlicher Partner für Apples gesamte Produktion. Auch als der Zulieferer Foxconn für die Arbeitsbedingungen in die Kritik geraten war. Anstatt nach Alternativen zu suchen, verpflichtete sich Apple denn taiwanesischen Produzenten Foxconn genauer zu überprüfen. Auch als sich Arbeiter am Firmengelände umbrachten, hielt Apple (wie auch Microsoft und andere Unternehmen) an Foxconn fest. Das ändert auch die Pandemie nicht. Doch die Pandemie bedeutet für diese langjährige Zusammenarbeit eine Zäsur. Vor allem was den Standort betrifft. Die strikte Null-Covid-Strategie führt regelmäßig zu Lieferverzögerungen. Erschwerend hinzu kommen die angespannten politischen Verhältnisse zwischen den USA und China. Eine Alternative musste her und Tim Cook wurde in Indien fündig. Nun soll nach den iPhones auch die Produktion der kabellosen Kopfhörer nach Indien verlegt werden. Aber auch das ist nicht unstrittig.

Foxconn wird weiterhin die Apple-Produkte bauen. Die Arbeitsbedingungen ändern auch am neuen Firmenstandort nichts. Denn der Wechsel wird seit Jahren vorbereitet und einige der älteren Produktserien werden bereits außerhalb Chinas zusammengebaut. In den Fabriken herrschen teils schlimmere Zustände als in China.

Die taiwanesische Firma gilt als weltweit größter Hersteller für Elektronikteile. Im Dezember 2021 berichtete die „Tagesschau“ der ARD von Fabriksarbeiterinnen, die in spärlichen Unterkünften am Boden schlafen mussten. Erst nachdem 250 Frauen mit Magenbeschwerden ins Krankenhaus gebracht wurden, reagierten auch die offiziellen Stellen. Die Fabrik wurde geschlossen, nachdem feststand, dass die Frauen eine Lebensmittelvergiftung hatten. Die indische Regierung sperrte die Fabrik und erstellte Auflagen. Auch Apple schaltete sich ein und drohte mit einem Entzug der Aufträge. 

Die Frauen bekamen - wenn auch weiterhin auf engem Platz untergebracht - Matratzen, Decken und Pölster. Zudem wurden die Häuser an die Wasserversorgung angeschlossen. Bis dahin gab es nämlich kein fließendes Wasser. Doch weiterhin sind die Unterkünfte bis zu 60 Kilometer von den Fabriken entfernt. Täglich werden mehrere Tausend Frauen mit Bussen hingebracht. Diese Transportkosten werden ihnen zum Teil auch vom Gehalt abgezogen. Abzüglich der Sozialversicherungsbeiträge bleiben den Arbeiterinnen dann umgerechnet knapp 170 Euro. Dafür arbeiten sie acht Stunden am Tag, an sechs Tagen die Woche.

Mehr Produkte sollen sukzessive folgen

Anfang des Jahres wurde die Produktion am indischen Standort schrittweise wieder aufgenommen. Foxconn veröffentlichte dazu eine Stellungnahme: „Wir haben an einer Reihe von Verbesserungen gearbeitet, um die Probleme zu beheben, die wir in den ausgelagerten Wohnheimen in Sriperumbudur gefunden haben, und um die Dienstleistungen für unsere Mitarbeiter zu verbessern“, so Foxconn India in einer Erklärung. „Wir haben eine Reihe von Verbesserungsmaßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass sich so etwas nicht wiederholen kann, und ein strenges Überwachungssystem eingeführt, um zu gewährleisten, dass die Beschäftigten alle Bedenken, die sie haben könnten, auch anonym äußern können.

Der Apple-Zulieferer Foxconn solle planen, zunächst die Beats-Modelle und gegebenenfalls auch die AirPods-Reihe nach Indien zu verlagern. Nach Angaben von "Nikkei" waren die AirPods eines der ersten Produkte, die infolge des Handelskrieges mit den USA außerhalb von China produziert wurden. Damals ging der Zuschlag an Vietnam. Mehr als 70 Millionen Paare sollen jedes Jahr ausgeliefert werden. Damit wäre die Produktreihe gemessen an den Auslieferungszahlen das zweitwichtigste Produkt, direkt nach dem iPhone, das den Löwenanteil des Umsatzes ausmacht. Die neueste iPhone-Reihe wird bereits in Indien hergestellt.

(bagre)

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