Zwei Meister und eine Meisterin der klugen, eleganten Synthesen teilen sich den Nobelpreis für Chemie. Barry Sharpless bekommt den Preis gar zum zweiten Mal.
Als Bub habe er gern die Puppen seiner Schwester zerlegt, sagte unser neuer Nobelpreisträger Anton Zeilinger gestern: „Nur das Zusammenbauen hat mich nie interessiert.“ Da ticken die synthetischen organischen Chemiker ganz anders. Ihr Metier ist eine Baukunst. Ihre Herausforderung: für die Myriaden organischer Verbindungen – das sind definitionsgemäß Verbindungen, die jedenfalls Kohlen- und Wasserstoff enthalten (mit Ausnahme von CO, CO2 und Karbonaten) – die jeweils beste Synthese zu finden, mit der man sie aus einfacheren, möglichst billigen Molekülen zusammensetzen kann. Der heurige Chemienobelpreis ehrt eine Meisterin und zwei Meister dieser Kunst.
Einen davon schon zum zweiten Mal: Barry Sharpless, geboren 1941 in Philadelphia, hat den Preis schon 2001 bekommen, er ist – nach Fredrick Sanger (1958, 1980) – damit der zweite doppelte Chemienobelpreisträger. Dass ein Mensch zwei Nobelpreise bekommt, ist selten. Bisher passierte das neben Sanger und Sharpless nur Marie Curie (1903 für Physik, 1911 für Chemie), Linus Carl Pauling (1954 für Chemie, 1962 für Frieden) und John Bardeen (1956 und 1972 für Physik).
Soviel zur Statistik, zurück zur chemischen Baukunst. Meist bedarf es mehrerer Schritte („Stufen“), um das gewünschte Molekül zusammenzusetzen. Für organische Chemiker besonders erfüllend ist es, wenn in einem einzigen solchen Schritt aus zwei Molekülen eine ungewöhnliche Struktur entsteht. Zum Beispiel ein Fünfeck (von Chemikern geometrisch unkorrekt „Ring“ genannt) aus drei Stickstoff- atomen (N) und zwei Kohlenstoffatomen (C). Triazol nennt man das, dieses Bauelement kommt z. B. in vielen Fungiziden vor, stört offenbar den Stoffwechsel von Pilzen effektiv.