Pizzicato

Die rote Jacke

Nelson Mandela hatte sein langes, buntes Hemd, das salopp über dem Hosenbund hing. Theresa May trug Pumps im Tiger- und Leoparden-Look. Und Justin Trudeau setzt bei seinen Socken auf Farbtupfer.

Um sich vom mehr oder weniger monocoloren Dresscode der Politik, dem Dunkelblau, Grau und Schwarz, abzuheben, bleiben den Protagonisten nicht viele Optionen. Als Barack Obama im Sommer einmal im Khaki-Anzug auftauchte, als wäre er auf Safari, war die Häme groß. Es blieb bei dem einen Mal.

Chamäleon, das er war, wechselte Jörg Haider einst am Semmering sein Outfit – so will es die Fama. Aus dem Kärntneranzug schlüpfte er fürs Wiener Parkett ins Yuppie-Sakko. Selbst Dominik Wlazny gibt sich angepasst im weißen Hemd. Die löchrigen schwarzen Röhrl-Jeans sind für TV-Auftritte mittlerweile zugeflickt.

Heini Staudinger kultiviert indessen seinen Außenseiter-Status. Die rote Jeansjacke, die er seit 20 Jahren trägt, wurde zur Trademark des Freigeists. Selbst seine Mutter, so erzählte er, habe das als seinen Stil gebilligt. Als Staatsoberhaupt würde er dies beibehalten – ein Alleinstellungsmerkmal des Hippie-Präsidenten. Dazu eine weiße Hose und rote Schuhe, und fertig wäre die wandelnde Fahne als Repräsentant der Republik – nicht nur zum Nationalfeiertag. Zum Wechseln wäre freilich eine zweite Garnitur nötig. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.10.2022)

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