Die Ausschreibung für die Burgtheater-Direktion lässt explizit zu, dass der amtierende Direktor auch für weniger als fünf Jahre verlängert werden könnte. Für Martin Kušej kommt diese Option nicht infrage.
Martin Kušej pokert um seine Verlängerung als Burgtheater-Direktor. Bis 17. Oktober kann man sich für die Posten ab 2024 bewerben. In der Ausschreibung ist ausdrücklich von einer Vertragsdauer von "bis zu fünf Jahren" die Rede und seit Monaten kursieren Gerüchte, wonach Kušej noch zwei, nicht fünf Jahre bleiben soll. Doch davon will der Burgtheater-Direktor nichts wissen. Für weniger als fünf weitere Jahre stehe er nicht zur Verfügung, richtete er Andrea Mayer, Staatssekretärin für Kunst und Kultur, via APA-Interview aus. "Ich mache fünf Jahre", sagte er. "Und das ist, glaube ich, ganz richtig so."
Laut gewordene Kritik, er sei zu wenig am Haus präsent gewesen und habe zu wenig Aktivitäten in der Covid-Zeit gesetzt, wies Kušej "aufs Schärfste zurück". In jeder Aufsichtsratssitzung werde betont, wie gut das Theater trotz Krise dastehe. "Wir stehen mitten in einem Veränderungsprozess, der nötig ist, den wir angestoßen haben und der auch erwartet wurde. Sehr viel davon ist in der Coronazeit in den Hintergrund getreten oder die Arbeit daran wurde erschwert. Ich bin da überhaupt noch nicht fertig und in dem Sinn auch nicht zufrieden. Ich möchte die Zukunft des Burgtheaters weiter führend gestalten und die begonnenen Prozesse weitertreiben - Stichworte Nachhaltigkeit, Vernetzung, Internationalisierung", so Kušej. "Wir haben außerdem eine Zeit, in der sich das Theater noch einmal neu hinterfragen und positionieren muss und viel intensiver mit Wertschätzung, Offenheit und Großzügigkeit aufs Publikum zugehen muss. In der Theaterlandschaft gibt es Tendenzen, sich massiv mit sich selbst zu beschäftigen. Für mich ist es sehr wichtig, das Publikum wieder zurückzubringen. Das ist ein Prozess, der noch ein paar Jahre dauern wird."
"19 Grad ist keine Temperatur, bei der man erfriert"
Was schon heuer bevorsteht, auch am Burgtheater, wo Kušej gerade "Nebenan" von Daniel Kehlmann probt, ist eine Senkung der Raumtemperatur auf 19 Grad. Dass das Publikum deswegen Wintermäntel anlassen müsse, glaubt der Theaterdirektor nicht. "Es ist klar, dass auch wir Kulturinstitutionen und Theatergänger in dieser Situation einen Beitrag leisten müssen", so Kušej. "Die Heiztemperatur ist nun im gesamten Haus auf 19 Grad gedrosselt, das sind drei Grad weniger als bisher. Da geht's mit Pullovern sicher auch. 19 Grad ist ja an sich keine Temperatur, bei der man gleich erfriert. Und am Ende einer Vorstellung ist es eh meist drei bis vier Grad wärmer als zu Beginn. Wir müssen in dieser Zeit zusammenstehen und es hilft also, wenn sehr viele zusammensitzen!"
"Nebenan" von Daniel Kehlmann, Uraufführung, Burgtheater, Inszenierung: Martin Kušej, Mit Florian Teichtmeister, Norman Hacker, Katharina Pichler, Elisa Plüss, Stefan Wieland und Arthur Klemt. Premiere: 15.10., 19.30 Uhr, Nächste Vorstellungen: 19., 22.10., 1.11
(APA/Red.)